Die „alte“ Familiengruppe sagt Servus

Seit sechs Jahren geht nun die Familiengruppe miteinander ins Gebirge. Anfangs waren wir mit Kindergartenkindern auf Almen unterwegs, dieses Jahr konnten wir mit den angehenden Teenagern schon die erste Durchquerung machen. Privat und alpinistisch ist viel passiert in diesen sechs Jahren. Die Kinder haben sich zu trittsicheren, mutigen und ausdauernden Bergsteiger*innen entwickelt und die meisten sind immer noch mit großem Spaß dabei. Aber langsam ist es an der Zeit, die Welt und die Berge auch ohne Mama und Papa zu entdecken und immer mehr eigene Wege zu gehen. Daher verabschieden wir uns als offizielle Gruppe aus dem Verein und bedanken uns ganz herzlich für die Unterstützung, die wir bekommen haben. Wir hoffen, wir konnten ein Fundament dafür legen, dass unsere Kinder die Liebe zur Natur, den Bergen und der Bewegung im Freien auch weiter in ihrem Leben beibehalten. Privat werden wir weiterhin in Kontakt bleiben und auch in die Berge gehen, mit oder ohne Kinder. Wer weiß, vielleicht gründen wir in 15 Jahren dann eine Seniorengruppe?

Dieses Jahr war auf Wunsch der Kinder aber noch eine mehrtägige Tour von Hütte zu Hütte geplant. Vier Familien sind in den Pfingstferien ins Salzkammergut gefahren, um dort die Umrundung des Gosaukamms zu unternehmen, eine landschaftlich tolle Runde im Angesicht von Dachstein, Bischofsmütze und Tennengebirge.

Donnerstagmittag war Treffpunkt am Hinteren Gosausee. Alle waren ordentlich aufgepackelt für vier Tage, vor allem die Erwachsenen, aber auch die Kinder hatten schon ziemliche Rucksäcke zu tragen. Bereits nach zehn Minuten erwischte uns ein kurzes, aber heftiges Gewitter, es sollte aber auch das einzige auf unserer ganzen Tour bleiben. Da wir noch im Wald unterwegs waren, konnten wir trotz kurzem Schüttregen weitergehen. Nach dem Schauer dampfte es im Wald wie in einer Sauna, und wir schwitzten auch genauso. Nach Kaffee und Kuchen auf der Gablonzer Hütte, unserem ersten Ziel, veranstalteten die Kids noch ein Wettrennen aufs Törleck. Wenns sein muss, gehen 100 Hm schon in unter 10 Minuten! Danach hingen die Zungen aber ordentlich raus. Für die Hüttenabende hatten wir mehrere Kartenspiele im Gepäck, die auch regelmäßig zum Einsatz kamen.

Am nächsten Tag verwöhnte uns der Hüttenwirt mit einem schönen Frühstücksbüffet, das wir bei Sonnenschein auf der Terrasse mit tollem Dachsteinblick genießen konnten. Frisch gestärkt machten wir uns dann auf den Weg zum Großen Donnerkogel (2054 m), am Nordwestende des Gosaukamms. Beim Aufstieg durch Latschen und Felsen gibt es immer wieder klettersteigähnliche Passagen, die keine Langeweile aufkommen lassen. Vom Gipfel hat man einen tollen Rundumblick auf den Dachstein im Osten, die Zacken des Gosaukamms im Süden, das Tennengebirge im Westen und die Osterhorngruppe im Norden. Nach dem Abstieg zum Törlecksattel wanderten wir über den Austriaweg in schönem Auf und Ab weiter zur malerischen kleinen Theodor-Körner-Hütte. Der westseitige Weg brachte uns in der heißen Nachmittagssonne ordentlich ins Schwitzen, sodass Radler, Limo, Kaffee und Kuchen auf der Hüttenterrasse hochwillkommen waren. Das junge, freundliche Hüttenteam bekochte uns abends ganz hervorragend mit Schweinsbraten, aber auch einem vegetarischen Gemüsecurry. Bis zum Sonnenuntergang konnten wir den milden Abend auf der Westterrasse genießen. Nur ca. 40 Übernachtungsgäste haben in der kleinen gemütlichen Hütte unter dem Dach Platz, ein angenehmer Kontrast zu den vielen großen Alpenvereinshütten.

Am nächsten Morgen machten wir uns frisch gestärkt auf den Weiterweg Richtung Hofpürglhütte. Beim steilen Serpentinenanstieg übers Stuhlloch braucht man Puste, danach führt der Weg in angenehmem Auf und Ab unterhalb der Felsabbrüche der Bischofsmütze entlang. Mit einem Abstecher über die Loseggalmen und die Mahdalm erreichten wir das Losegg, wo wir zum Glück einen schattigen Platz für die Mittagsrast fanden. Die Hitze setzte uns am südseitigen Weiterweg ganz schön zu, sodass wir am Nachmittag nochmal eine Rast an der Sulzkaralm einlegten, um uns zu erfrischen und die Wasserflaschen wieder zu füllen. Danach hatten alle wieder genug Energie für das letzte Stück zur großen Hofpürglhütte, einem Zentrum des ÖAV für Kletterausbildung. Hier ist durch viele Gruppen wesentlich mehr Betrieb, und es geht nicht ganz so gemütlich und familiär zu wie am Tag zuvor. Aber auch hier konnten wir abends lange draußen sitzen und den nun freien Blick nach Süden auf die Tauern genießen. Außerdem gab es zahlreiche Kartenrunden: Schafkopfen, Wizard und Kuhhandel kamen zum Einsatz.

Die Aussicht von der Hütte auf die letzte Etappe, den Steiglpass, sorgte bei manchen (erwachsenen) Teilnehmer*innen für Nervosität und schlechten Schlaf. Zugegeben, bei direktem Blick auf den mächtigen Felsriegel zwischen Bischofsmütze und Dachsteinmassiv kann man schon ins Grübeln kommen, wo denn da ein einfacher Weg durchführen soll. Georg und ich kannten den Weg aber bereits, und wussten, dass der teils seilversicherte Steig zwar schon etwas anspruchsvoll ist, aber für unsere geübten jungen und erwachsenen Teilnehmer*innen problemlos machbar ist. Letztlich war alle Unruhe umsonst, wie erwartet sind die Kinder wie die Gämsen vorausgelaufen und haben den Weg mit links gemeistert, und auch alle Eltern sind mehr oder weniger verschwitzt und erleichtert oben angekommen. Bei großer Hitze stand uns nun der landschaftlich wunderschöne, aber doch recht lange Abstieg zum Gosausee bevor. Nach der ersten Hälfte in der prallen Sonne fanden wir dann doch noch einen Brotzeitplatz im Schatten und waren schließlich froh, als der Weg in den Wald führte, wo es etwas angenehmer war. Zum Schluss passierte vor lauter Eile, Hitze und Ermüdung dann noch ein kleines Unglück. Eines der Mädchen stolperte kurz vor dem Ziel und versetzte uns kurz alle in Schrecken, da es zuerst nach einem rechten Blutbad aussah. Nach Aufsammeln des Kindes, Sortieren aller Glieder und Abwaschen des Blutes stellte sich zum Glück heraus, dass es bei Weitem nicht so schlimm war, wie es zuerst ausgesehen hat. Eine ordentliche Platzwunde am Handballen war für das viele Blut verantwortlich, ließ sich aber problemlos mit dem Erste-Hilfe-Packerl versorgen. Nachdem der erste Schock überwunden war und Schokolade und Wasser den Kreislauf wieder auf Vordermann gebracht hatten, konnte die Verletzte das letzte Stück des Wegs auch selbst bewältigen. Um in der Nachmittagshitze nicht im Auto sitzen zu müssen, trafen wir uns dann noch alle im Naturschwimmbad in Russbach, um die vier wunderschönen Tage im Gebirge noch erfrischend ausklingen zu lassen.

Julia Kamml