Der Rabenkopf liegt in den bayerischen Voralpen zwischen Jochberg und Benediktenwand und wird als aussichtsreiches Gipfelziel gerühmt. Unsere Rabenkopftour war eigentlich für Samstag den 24. Mai ausgeschrieben, wurde aber auf Wunsch unserer Führerin Maria in Abstimmung mit den angemeldeten Teilnehmern auf den 25. Mai verschoben.

Es regnet an diesem Sonntag, auch an unserem Startpunkt in Jachenau am Parkplatz unterhalb der Dorfkirche. Was soll‘s, die Natur braucht‘s und uns schadet‘s nicht. Wir sind zu sechst, packen uns regendicht ein und marschieren um halb neun in unseren Regenumhängen und Rucksacküberziehern los – bunte Farbtupfer im satt-grünen Weideland und Bergwald. Es ist nur niemand da, der das farbenfrohe Spektakel bewundern könnte, wir sind allein unterwegs.
Zunächst folgen wir dem Bachlauf der Großen Laine nach Norden und folgen der Ausschilderung zur Benediktenwand und zum Rabenkopf. Nach ca. einer Stunde, kurz vor dem Lainl-Wasserfall, überqueren wir den Bach auf einer schmalen Brücke und folgen nun der Rappinlaine hinauf in die Rappinschlucht. Es wird spektakulär, der Steig ist schmal, schmiegt sich stetig ansteigend und kurvenreich an die rechts steil aufragenden Fels- und Wiesenhänge, links geht es ebenso steil abwärts zum wild rauschenden Rappinbach unter uns. Das grandiose Schluchtszenario können wir leider nicht in voller Schönheit aufsaugen, der stetige Regen und die tief hängenden Wolkenfetzen trüben die Sicht, nicht aber unsere Stimmung. Dazu trägt auch die üppige Vegetation am Wegesrand bei, wir erfreuen uns an zahlreichen blühenden Pflanzen, darunter das Waldvögelein und den doch recht seltenen Frauenschuh.


An einer Weggabelung wählen wir den oberen Steig, der uns zunächst durch lichten Wald und schließlich durch Weidegebiet hinauf zur Staffel Alm führt. Hier erhoffen wir uns ein trockenes Plätzchen in der warmen Stube, werden aber bitter enttäuscht, man lässt uns nicht ein. Es sind zwar einige Leute da, die wollen aber wegen einer Familienfeierlichkeit offensichtlich lieber unter sich bleiben. Immerhin bietet man uns Kaffee und Kuchen für draußen an, was wiederum bei uns nicht auf überbordende Begeisterung stößt. Bei immer noch anhaltendem Regen machen wir also unter dem Dachüberstand der Alm unsere Brotzeitpause, Maria trägt aus einem Büchlein ein paar Gedanken zur Natur und der Bergwelt im Speziellen vor. Wir rasten übrigens direkt unter einer Gedenktafel, die daran erinnert, dass Franz Marc zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Sommer sehr oft hier auf der Staffel Alm verbracht hat. Dabei hinterließ er u.a. 1908 eine Wandmalerei in der Alm, die „Grünen Hirsche“. Beim späteren Weißeln der rauchgeschwärzten Wände verschwand die Wandmalerei und das Hirschpaar geriet in Vergessenheit. Erst 1996 wurde es wieder freigelegt und wäre in der Stube zu bewundern. Heute leider für uns nicht.
Von der Alm sind es nur noch knapp 45 Minuten bis zum Rabenkopf. Die packen wir jetzt an, ein gut angelegter Weg führt uns hinauf zum Gipfel, den wir um kurz vor zwölf erreichen. Es regnet immer noch, die viel gepriesene Aussicht macht sich rar. Kurz reißt mal die Wolkendecke auf, wir können unten Kochel, den Kochelsee und die Loisach erkennen. Das ist‘s dann erst mal. Im Süden können wir noch ein paar blaue Flecken im Himmel erahnen, ein bisschen Hoffnung auf Wetterbesserung keimt auf. Bis hier hin haben wir keinen einzigen Menschen auf dem Weg getroffen und wir machen uns Gedanken, wie wir ein gemeinsames Gipfelfoto hin bekommen. Da kommen doch tatsächlich von der anderen Seite zwei junge Mädchen zum Gipfel marschiert. Die engagieren wir gleich zum Fotografieren – und schon sind sie wieder verschwunden.

Wir machen uns auch wieder auf den Weg. Den ursprünglichen Plan einer Überschreitung des Rabenkopfes mit einer längeren Rundtour über das Feuereck und den Bergelskopf lassen wir witterungsbedingt fallen und wählen für den Abstieg den Aufstiegsweg. Es geht also wieder an der Staffel Alm vorbei hinunter zur Rappinschlucht. Der Regen ist weniger geworden, hört schließlich ganz auf. Wir können nun die wilde Schönheit der Schlucht besser erfassen, können sehen, wie unten der Rappinbach mit kleinen Wasserfällen und schönen Gumpen seinen Weg sucht, wie ihn viele kleine Wasserläufe von den gegenüberliegenden Felswänden nähren. So erreichen wir zügig wieder den Weg entlang der Großen Laine zurück nach Jachenau.
Dort ist Einkehr im Schützenhaus gleich neben dem Parkplatz geboten, es ist ja mittlerweile beste Kaffee und Kuchen Zeit und schön warm ist‘s auch in der Stube. Gesättigt, halbwegs trocken und gut gelaunt machen wir uns schließlich auf den Heimweg. Herzlichen Dank an Maria für die schöne und trotz Regen eindrucksvolle Tour. Das bisschen Feuchtigkeit kann uns doch nicht aufhalten!
Manfred Stiegler
