Pflanzenkunde und Bergtour auf das Kröndlhorn (2444 m) am 05.06.2025

In ihrer „Was wächst und blüht denn da?“ – Reihe führt uns Margot heute auf das Kröndlhorn in den Kitzbüheler Alpen. Wegen der schlechten Wetterprognose für den Sonntag findet die Tour einen Tag früher, am Samstag, 05.06.2025 statt. Zu siebt fahren wir mit dem Sektionsbus über Westendorf ewig weit ins Windautal hinein, bis fast zum Talschluss auf den Parkplatz Krumbach Holzlagerplatz.

Zunächst wandern wir eine Viertelstunde auf dem Fahrweg zurück, bevor wir links in Richtung Baumgartenalm aufsteigen. Über die Almstraße und die markierten Abkürzungen gewinnen wir stetig an Höhe, bald können wir tief ins Windautal hinabschauen. Nach oben ist die Sicht nicht so berauschend, die Wolken bzw. der Hochnebel wabern niedrig über der Landschaft. Wir hoffen, das verzupft sich noch, wenn die Sonne erst mal höher steht. Pfiffkas, wie sich später herausstellt.

Am Wegesrand und auf den Weiden wächst und grünt es üppig. Taubnesseln, Farne, Frauenmantel, Knabenkraut, Glockenblumen, Enzianarten, Augentrost, Alpenrosen, Silberwurz, Gämsheide, zu allem kann uns unsere kräuterkundige Margot erläutern, was man damit machen kann, zu was es gut ist und wogegen dieses Kraut gewachsen ist. Wir lernen u.a. den Gelben Enzian vom Weißen Germer zu unterscheiden, der stark giftig ist und zumindest bevor er blüht, leicht verwechselt werden kann. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir Margots leidenschaftliches Plädoyer für das Vergissmeinnicht, das ihrer Überzeugung nach als Heilpflanze vollkommen unterschätzt wird bzw. als solche wenig oder gar nicht bekannt ist. Dabei werden der Pflanze entzündungshemmende, zusammenziehende, beruhigende und stärkende Eigenschaften zugeschrieben. Entsprechend weit gestreut ist ihre Anwendung in der Volksheilkunde: Immunschwäche, Verdauungsprobleme, Durchfall, Nasenbluten, Prellungen, Verstauchungen, Wundheilungsstörungen, Nervosität, Depressionen, um einige zu nennen. Abends in kleinen Schlucken als Tee getrunken, soll es zudem positive Träume begünstigen und dazu beitragen, dass man sich nach dem Aufwachen auch daran erinnern kann, sie nicht vergisst.

Wir stiefeln durch die Botanik immer höher hinauf, müssen dabei etliche kleine Bachläufe überqueren und erreichen eine mit Felsblöcken übersäte Hochebene mit einigen Wasserlacken und kleinen Seen, die ersten Schneereste tauchen auf. Da entdecken wir am Weg eine echte Rarität, einen einzelnen weißen stängellosen Enzian. Eine Laune der Natur hat ihm wohl den sonst so typischen blauen Farbstoff vorenthalten.

Bald schon gelangen wir an ein erstes ausgedehntes Schneefeld, das wir schräg hinaufsteigen. Wir sind mittlerweile in den Wolken, sie haben sich nicht verzupft! Es ist kalt und feucht, längst haben wir unsere Jacken übergezogen. Die Sicht ist miserabel, die Wegmarkierungen sind im Schnee verschwunden, gespurt ist nicht. Margots Outdoor App hilft uns, den Pfad nicht zu verlieren, zwischen den teilweise ausgedehnten Schneefeldern erreichen wir immer ziemlich präzise den markierten Steig. Auf 2136 m Höhe steht mitten im Schnee ein Wegweiser. Es sind nur noch 15 Minuten zum sagenumwobenen Reinkarsee und noch 1 ¼ Stunden zum Gipfel des Kröndlhorns mit der legendären Rundumsicht und der sehenswerten und geschichtsträchtigen Gipfelkapelle. Nach kurzer Diskussion beschließen wir, angesichts der Witterungsbedingungen nicht weiter aufzusteigen, sondern an diesem Wegkreuz schon den Abstiegsweg Richtung Rotwand Grundalm anzugehen.

Auf dem Weg nach unten queren wir noch ein paar kleinere Schneefelder und viele Bachläufe, das Wasser sucht sich über kleinere Wasserfälle und nette Strudel seinen Weg talwärts. Nach einer Stunde erreichen wir das Gebiet der Hinttalalm und nach einer weiteren Stunde die urige Rotwandalm. Eine Ziegenherde empfängt uns neugierig und holt sich ein paar Streicheleinheiten ab. Uns zieht‘s in die kleine, warme, gemütliche Stube zu Kaffee, Kuchen und Speckknödelsuppe. Wir gönnen uns eine ausgedehnte Pause und ratschen ausgiebig, bevor wir den finalen Abstieg zum Parkplatz angreifen.

Recht steil und rutschig geht es entlang eines lebendigen Wasserlaufs abwärts. Es wächst, grünt und blüht üppig, Margot kennt wieder alles und jedes, kann viel erklären und sämtliche Fragen beantworten. Am Ende des Almgebiets überqueren wir über glitschige Steine den Bachlauf und kommen in ein schönes, lichtes Waldstück. An einem Jägerhaus vorbei und über ein paar hölzerne Brücken erreichen wir schließlich gegen 15 Uhr wieder unseren Parkplatz. Glücklich und zufrieden, auch ohne das erhoffte Gipfelglück, und voll mit botanischem Detailwissen machen wir uns wieder auf den Heimweg. Vielen Dank Margot, es war schön und ungeheuer interessant. Again what learned!

Manfred Stiegler