Heuer wollte ich einmal was ganz Besonderes anbieten. Eine Exkursion zu den Fundstellen seltener Mineralien. Schon als Kinder bewunderten meine Brüder und ich die wunderschön geformten Granatkristalle, die im Ötztal zum Verkauf angeboten wurden. Leider war nie zu erfahren, wo genau man diese schönen Mineralien finden konnte, da es sich beim Mineraliensuchen ähnlich wie beim Schwammerlsuchen verhält. Einen guten Fundort hält man geheim. Nach jahrelanger Suche im weglosen Gelände über und unter 3000 Metern war es meinen Brüdern und mir dann endlich gelungen, eine ergiebige Fundstelle für Granatkristalle am Granatenkogel im Ötztal auszumachen. Da meine Glasvitrine im heimischen Wohnzimmer und auch der Quellstein im Garten mittlerweile schon unzählige Prachtexemplare schmücken, entschloss ich mich heuer, eine Führungstour zu besagter Fundstelle zu unternehmen und mein Geheimnis ein paar wenigen Tourteilnehmern preiszugeben. Wir fuhren bereits am Freitag in das Ötztal und verbrachten die Nacht in der DAV-Talherberge Zwieselstein.
Nach dem Frühstück fuhren wir noch das kurze Stück bis Obergurgl und verkürzten unseren Aufstieg mit einer Seilbahnfahrt auf die Hohe Mut. Bei herrlichstem Wetter hatten wir einen fantastischen Ausblick auf die Gipfel des Grenzkammes und die wilden Gletscher, die in das Gaisbergtal und das Rotmoostal herabfließen. Nach gut einer Stunde Wanderung war die Gletscherzunge des Gaisbergferners erreicht.
Hier, am bereits abgeschmolzenen Gletscherrand, waren bereits die ersten ganz ansehnlichen Granatkristalle zu finden. Leider hat sich die Struktur der großen Seitenmoräne in den letzten Jahren so stark verändert, dass es nicht zu verantworten war, mit der Gruppe die auf ca. 3000 Metern Höhe befindliche Fundstelle aufzusuchen.
Während die Teilnehmer Mittagspause machten, ließ ich es mir nicht nehmen, den Aufstieg zu versuchen, und erreichte schließlich meinen „geheimen“ Fundort. Dort lagen die Kristalle gleich wie Kandiszucker im Schutt und ich konnte einige sehr schöne Exemplare aufsammeln und kurz darauf den Teilnehmern präsentieren. Wir wanderten anschließend das wunderschöne Gaisbergtal bis hinunter nach Obergurgl, von wo wir, ein paar Granatkristalle und ein schönes Bergerlebnis reicher, die Heimreise antraten.
Marcus Rau