Tag 1
Pünktlich am Donnerstag, dem 11. September 2025, um 5 Uhr morgens brechen wir zu sechst mit unserem Vereinsbus auf, um vier Tage in den Dolomiten der Rosengartengruppe von Hütte zu Hütte zu wandern und die Klettersteig- und Gipfel-Highlights zu erfahren. Da die Wettervorhersage sehr unbestimmt ist, wird sich erst im Laufe der Tour herausstellen, welchen Klettersteig und welchen Gipfel wir machen werden. Nachdem wir unseren ersten Cappuccino in Welschnofen getrunken haben, ist es nicht mehr weit bis zu unserem Parkplatz am Karerpass (1752 m) und wir sehen bei der Anfahrt die gesamte Gipfelsilhouette des Rosengartenmassivs und in weiter Ferne unser heutiges Ziel – die Kölner Hütte. Um 10 Uhr können wir starten. Am Anfang noch auf einem breiteren Weg im Wald, wird der Weg zu einem Panorama-Pfad und wir können in der Ferne bei schönstem Wetter gut andere Dolomitenburgen, wie die Sellagruppe oder die Marmolada, bestaunen. Im weiteren Verlauf wird unser Pfad steiler und wir sehen mehr und mehr auch die Gipfel der Rosengartengruppe. Wir wandern an der schönen Rotwandhütte (2283 m) vorbei zum Einstieg des Rotwandklettersteiges (A/B). Hierbei müssen wir auf einer Leiter durch einen schmalen Kamin und glücklich ist der, dessen Rucksack und er selber nicht allzu breit sind. Die Route führt über steile Felsabschnitte, stets mit atemberaubender Aussicht Richtung Westen ins Tal und Richtung Osten auf die felsige Dolomitenwelt. In einer massiven Felswand ist gut in einem riesigen Felsenfenster ein großes Kreuz zu erkennen (Fensterlturm). Unser erster Gipfel ist die Rotwand (2806 m), von der wir einen fantastischen Blick auf das überwältigende Panorama der Rosengartengruppe genießen können. Der Abstieg erfolgt anfangs über den Klettersteig, um dann im weiteren Verlauf über einen steilen Pfad auf einen wunderschönen Panoramaweg zu stoßen, der uns zur Kölner Hütte (2337 m) führt. Hungrig und durstig erreichen wir um 16:30 Uhr unser Ziel und werden durch ein 3-Gänge-Menü belohnt.







Tag 2
Am Morgen starten wir von der Kölner Hütte über den Klettersteig-Klassiker „Santnerpass“ (A/B) zum Santnerpass und zur neumodernen Santnerpasshütte. Der Steig ist an sich nicht schwer, jedoch muss man ziemlich aufpassen, da viele Stellen sehr abgespeckt sind. Nach einer kurzen Pause gehen wir über die Gartlhütte weiter zur Vajolethütte, vorbei an den imposanten Vajolettürmen, wo man auch klettern kann, und dann hoch zur Grasleitenpasshütte. Dort gibt es dann eine Mittagspause. Nach dieser teilen wir uns auf: Wolfgang, Sarah und Hans besteigen noch den Kesselkogel (3004 m) über den Südwestklettersteig (B) und dann runter über den Ostklettersteig wieder hinunter zur Grasleitenpasshütte. Leider zieht es nachmittags wieder zu, sodass wir kaum Aussicht haben, aber zumindest waren wir auf dem einzigen 3000er im Rosengarten. Die anderen drei (Barbara, Annette, Alfons) gehen währenddessen schon zu unserer nächsten Übernachtungshütte – der Thierser-Alpl-Hütte, die sich am Kreuzungspunkt von Rosengarten, Schlern und Seiser Alm befindet. Nach erfolgreicher und durchaus lohnenswerter Besteigung des Kesselkogels machen sich schließlich auch die drei Gipfelaspiranten auf den Weg zum Thierser Alpl, wo wir uns das Abendessen nach 15 Kilometern und 1590 Höhenmetern redlich verdient haben. So verbringen wir alle gemeinsam noch einen gemütlichen Abend, fast wie in einem Berghotel, umgeben von den tollen Eindrücken, die wir untertags von den tollen Felsformationen sammeln konnten.








Tag 3
Samstag, dritter Tag, dreimal Glück und einmal Pech: Statt der angesagten Schauer nieselt es morgens nur zehn Minuten leicht, zum Glück. Für diesen Tag haben wir die längste Tagesetappe vor. Am Vormittag gehen wir den Laurenzi-Klettersteig mit Überschreitung des gesamten Molignon-Kammes (C). Mittendrin rutscht Annette ab und verstaucht sich den Knöchel. Nach einer kleinen Pause und mit der tatkräftigen Unterstützung aller können wir trotzdem weiterlaufen, zum Glück. Wir haben die schwierigste Abstiegsstelle (C-D) ja noch vor uns. Jedoch bewältigen alle diese erstaunlich schnell und wir kommen beim Klettersteig-Ausstieg ins Antermoia-Tal. Hier ziehen vom Kesselkogel (dem höchsten Berg des Rosengartens) gewaltige Sand- und Schuttreißen herab. Nach einem Vormittag in einsamer Bergwelt kommen wir am Mittag zum sehr belebten Insta-Fotostopp-Punkt am berühmten Antermoiasee mit gleichnamiger Hütte. Dort stärken wir uns mit Gerstensuppe und Buchweizentorte. Immer der Beschilderung folgend geht es weiter auf die Scharte „Passo di Lausa“ Richtung Gardeccia. Plötzlich sind wir vollkommen alleine unterwegs. Die riesigen Felslandschaften im Lausatal ziehen uns in ihren Bann. Über den Lago Secco – einem ausgetrockneten Bergsee – gehen wir dem Passo delle Scalette entgegen. Wir wissen, dort wartet ein letzter Abstiegsklettersteig auf uns, der uns sicher ins Hüttendorf Gardeccia bringt. Doch Halt, plötzlich steht auf dem letzten Wegweiser, dieser sei gesperrt, sodass wir uns entscheiden, umzukehren, um ein Notlager auf der Vajolethütte anzusteuern. Doch wenige Minuten später kommen uns drei italienische Kletterer entgegen. Bei einem Mischmasch-Gespräch aus Italienisch und Englisch kommt heraus, dass die Kletterer voll entschlossen sind, die Wegsperrung zu ignorieren. Sie meinen, dass der Weg offiziell gesperrt sei, damit nicht zu viele Leute diesen Steig benutzen, bzw. in der Vergangenheit hier Bergwachteinsätze waren bei Wanderern ohne Klettersteigausrüstung bzw. ohne entsprechende Erfahrung. Wir vereinbaren, dass wir im Falle des Falles auch deren 60-Meter-Seil benutzen dürfen. So motiviert starten wir zusammen mit den drei italienischen Kletterern in den gesperrten Steig, zum Glück! Dieser war letztlich nach einem Erdrutsch im Jahr 2021 im untersten Teil nämlich schon längst wieder repariert worden. Nur die Absperrung blieb aus vorher genannten Gründen. So kommen wir nach elf Stunden bergauf und bergab gerade noch rechtzeitig zum leckeren Abendessen auf der Hütte Stella Alpina im Hüttendorf Gardeccia an.




Tag 4
Am letzten Tag wollen wir unbedingt noch den letzten berühmten Rosengarten-Klettersteig „Masare“ unternehmen. Aber auch die lange, vierstündige Heimfahrt nach Grafing haben wir im Hinterkopf. Daher kürzen wir etwas ab, indem wir den Mugoni-Pass auslassen und direkt über die Baita-Hütte ins Vael-Tal gehen. Im herrlichen Morgenlicht glänzen die Mugoni-Spitzen als Dolomiten-Idealbild. Schließlich schließt sich unsere große viertägige Rosengartenrunde, da wir wieder Pause auf der Rotwandhütte machen. Zu guter Letzt steht also der Masare-Klettersteig (B/C) auf dem Programm. Dieser nicht allzu schwere Steig geht über vier sehr abwechslungsreiche Türme im Masare-Kamm. Erschöpft, aber sehr zufrieden und gut gelaunt, geht es zurück zum Ausgangspunkt Karerpass.






Sarah, Barbara, Annette, Alfons, Wolfgang, Hans
