Zu sechst marschieren wir bei schönstem Sommerwetter vom Parkplatz am Spitzingsattel los. Der ursprünglich geplante Aufstieg über die Jägerbauernalm ist von hier nicht möglich, weil der Steig aus Wildschutzgründen noch bis Mitte Juli gesperrt ist, ein großes Schild am Pfadbeginn weist uns darauf hin. Unser Führer Toni wählt daher den Weg über die Schönfeldhütte. Gleich zu Beginn müssen wir einen steilen, sonnigen Hang hinauf, bevor wir in den schattigen Wald gelangen. Hier wird der Weg recht wurzelig, steinig und holprig, batzige Abschnitte sind mit Holzbohlen überbrückt. Bald erreichen wir freies Weidegelände, die Sonne hat uns wieder. Wir nehmen den oberen, steileren Weg durch das Weideland, gewinnen rasch an Höhe. Mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht besser. Unten ruht strahlend blau der Spitzingsee, umzingelt von Brecherspitz, Bodenschneid, Stümpfling, Rosskopf und Stolzenberg. Von weiter oben können wir auch noch den Schinder erkennen und rechts dahinter den mächtigen Guffert. Was für ein Panorama!

Bei der Schönfeldhütte angekommen wird die Sicht auch frei auf unsere anvisierten Gipfelziele des Tages. Im Norden, rechts von den Wilden Fräulein, ist der Gipfelaufbau des Jägerkamps zu sehen, im Osten der Rauhkopf und der Taubenstein. Für eine Einkehr ist es zu früh, der Weg ist noch weit. Also lassen wir die einladende Terrasse der Schönfeldhütte rechts liegen und wandern erst flach, dann steiler werdend und schließlich wieder recht flach zum Jägerkamp Gipfelkreuz, das wir um 11 Uhr nach 2 ½ Stunden Aufstiegszeit erreichen. Wir machen ausgiebig Rast, lassen uns die Brotzeit schmecken und genießen die fabelhafte Rundumsicht auf alles, was die bayrischen Voralpen so zu bieten haben. Es ist einfach grandios!

Ausgeruht steigen wir über die Schnittlauchmoosalm in den Sattel zwischen Tanzeck und Rauhkopf ab. Angesichts des steilen Pfades zum Rauhkopf entscheiden wir uns wegen der großen Hitze gegen den Gipfelaufstieg, winken dem Gipfelkreuz kurz zu und queren flach rüber zum Sattel zwischen Rauhkopf und Taubenstein. Die Hitze ist immer noch groß, der Aufstieg zum Taubenstein steil und wir haben schon feinen Hopfengeruch in der Nase, sodass wir auch diesen Gipfel nicht erklimmen und stattdessen unverzüglich den kurzen Abstieg zum Taubensteinhaus einschlagen. Es ist halb eins, beste Mittagszeit und Grund genug für eine lange Einkehr bei Speis und Trank.

Nach einer kurzweiligen Stunde raffen wir uns wieder auf und steigen zunächst mehr oder weniger parallel zur Seilbahntrasse ab. Hier haben wir auch wieder reichlich Gelegenheit, die üppig grünende und blühende Almflora zu bewundern und zu fotografieren. Die unangefochtenen Stars sind die zahlreichen großen Stauden des Gelben Enzians mit ihren vielen leuchtend gelben Blüten und den großen, sattgrünen Blättern. Weiter unten verlassen wir die Trasse der Taubensteinbahn nach rechts und treffen wieder auf den Aufstiegsweg, der uns durch den Wald herunter zum Spitzingsattel führt.
Es war eine richtig schöne, aussichtsreiche Tour, die trotz der großen Hitze für alle gut machbar war, bestimmt auch, weil wir die steilen Gegenanstiege zu Rauhkopf und Taubenstein ausgelassen haben. Danke Toni, es hat großen Spaß gemacht.
Manfred Stiegler
