Unser Tag begann sehr früh an diesem Sonntag, denn wir starteten bereits um 5 Uhr mit dem DAV-Tourenbus von Grafing in Richtung Chiemgauer Alpen. Am Parkplatz Weitsee angekommen, wanderten wir gegen 6:45 Uhr los. Wir begannen die Tour zunächst auf einem vergessenen, nicht markierten Pfad, der in der Regel nur Einheimischen bekannt ist. Für den etwas schwierigen, kaum begangenen Jägersteig wurden wir bereits nach kurzer Zeit gerecht entlohnt, denn unsere Tourenleiterin Margot hat uns optimal auf einen sehr verwunschen wirkenden Pfad durch einen zauberhaften Wald geführt. Toll! Dieser Steig war der ursprüngliche Aufstieg zur mittlerweile verfallenen Hochkienbergalm. Von dort aus zweigte auch der Weg zum sogenannten „Goldloch“ ab – einem alten Stollen, in dem nach Gold gesucht, aber nur Pyrit, das sogenannte „Katzengold“, gefunden wurde. Der Pfad bedurfte mit abwechselnd weichem Untergrund und immer wieder dazwischen auftauchenden Wurzeln unserer vollen Aufmerksamkeit. Die sehr anmutige Vegetation und die zahlreichen Begegnungen mit Amphibien wie Fröschen und Kröten, und zu guter Letzt auch noch mit einer Blindschleiche, gestalteten den Aufstieg spannend und auch sehr kurzweilig. Zwischendurch erhielten wir von Margot, die durch ihr fundiertes Wissen über Pflanzen immer wieder überzeugen konnte, all die Namen, die Anwendung und die Heilwirkung der Pflanzen, die uns am Wegesrand begegneten, wie z. B. Enzian, Trollblume, Waldvögelein und viele, viele mehr. Der Pfad schlängelte sich durch einen dichten Mischwald hinauf und war nicht immer eindeutig zu erkennen. Wir hatten in der Gruppe viel Spaß und Freude daran, gemeinsam den Wegverlauf zu finden, was zusätzlich für angeregte Stimmung und auch aufgelockerte Kurzweil sorgte. Doch dank Margot und ihrer sehr guten Orientierung sind wir stets und immer zielsicher auf dem richtigen Pfad geblieben. Auf dem Plateau angekommen, wo einst die ehemalige Hochkienbergalm stand, hatten wir von da aus noch ca. 30 Minuten bis zur Hörndlwand. Der weitere Aufstieg bis zum Gipfel war dann geprägt durch „Hand am Berg“ und mit kurzen Klettereien an schroffem Gestein. Am Gipfel angekommen hat uns die grandiose Aussicht auf die Berchtesgadener Alpen mit dem imposanten Watzmann und dem Wilden Kaiser für all die Mühe und den Schweiß auf dem Weg gerecht entlohnt!

Durch den frühen Start hatten wir bereits vor 10 Uhr den Gipfel der Hörndlwand erreicht und es war ein unbeschreiblich schönes Gefühl für alle, ihn um diese Uhrzeit vollkommen für uns alleine zu haben. Der frühe Vogel fängt den Wurm! Das frühe Aufstehen an diesem Tag hat sich also vollkommen gelohnt – danke, Margot! Nach einer kurzen Pause ging es weiter zum nächsten Gipfel, dem sogenannten Obinger Kreuz, und danach auf einem kurzen, aber steilen Aufstieg durch Latschenkiefern zum letzten Gipfel des Tages: dem auf 1691 Meter gelegenen Gurnwandkopf.

Der Abstieg erfolgte über einen alten Viehtriebsteig zur Röthelmoosalm und gestaltete sich sehr interessant und spannend. Einige querliegende Bäume und der teilweise doch sehr steile und geröllige Pfad erforderten nochmal unsere volle Vorsicht und Aufmerksamkeit. Gute Trittsicherheit und Konzentration waren hier angesagt und unerlässlich. Der Weg führte uns nun entlang einer sehr imposanten und sehr erhaben wirkenden Felswand und sorgte somit nochmals für eine spektakuläre Szenerie. Da für den frühen Nachmittag Gewitter vorhergesagt waren, die sich auch durch entsprechende Wolkenbildung schon ankündigten, entschieden wir uns für den direkten Abstieg zum Parkplatz (den wir auch trocken erreicht haben) und gegen eine Einkehr in der Röthelmoosalm.


Alles in allem war es ein sehr gelungener Bergtag, an dem wir drei Gipfel bestiegen und insgesamt 1020 Höhenmeter und eine Gesamtstrecke von 13,2 Kilometern zurückgelegt hatten.
Zum Abschluss des Tages ließen wir uns noch bei der Windbeutelgräfin in Ruhpolding mit Kaffee und Kuchen verwöhnen.
Einen herzlichen Dank an Margot für diese tolle und außergewöhnliche Bergtour auf verlassenen Pfaden, die für einen wunderschönen wie auch unvergesslichen Auf- und Abstieg bei allen Tourenteilnehmern sorgte.
Christa Eberle
