Für die bevorstehenden Tourentage standen nicht ganz alltägliche Ziele in der Steiermark und in Oberösterreich auf dem Programm, zumindest nicht, wenn EBE die Homebase ist. Dementsprechend früh war die Abfahrt um 4 Uhr am Freitagmorgen ab Grafing. Die Versuche einiger Teilnehmer, während der Anreise noch etwas Schlaf nachzuholen, waren mehr oder weniger erfolgreich. Das Ziel für den ersten Tag war der Grimming, welchen wir über die nordseitige „Normalroute“ ab dem Örtchen Kulm (bei Tauplitz) angingen. Bei der Ankunft am Wanderparkplatz gegen 7:30 Uhr war dieser bereits ziemlich voll (aufgrund des perfekten Wetters und des Feiertags gut nachvollziehbar), sodass spätestens jetzt klar war, dass wir nicht allein unterwegs sein werden und wir die Steinschlaghelme sicherlich aufsetzen werden. Bereits zu Beginn ging es ziemlich steil durch den Bergwald hinauf und nach Querung einer Geröllhalde in die erste „Wand“. Der Steig ist ab dieser Stelle dann weitgehend mit Drahtseilen gesichert. Die starke Hang- bzw. Wandneigung sowie die mittlerweile stärker gewordene Sonneneinstrahlung ließen den Flüssigkeitsverbrauch ziemlich ansteigen, sodass die von unserer Tourenleiterin empfohlene Mindestmenge von zwei Litern Trinkwasser definitiv keine Übertreibung war. Auch der weitere Aufstieg über diverse leichte Kletterstellen gestaltete sich durchwegs als ziemlich steil und teilweise sehr ausgesetzt, mit beeindruckenden Tiefblicken. Nach ca. 3½ Stunden standen wir dann ziemlich genau innerhalb der ausgeschilderten Zeit auf dem Gipfel des Grimming. Da dieser praktisch alleine dasteht, bietet sich von dort eine wirklich grandiose Aus- und Rundumsicht an, die wir bei einer ausgiebigen Pause sehr genossen. Danach erfolgte dann der Abstieg auf derselben Route und nahm geländebedingt (ca. zwei Drittel steile Steige mit Kraxelei) fast genauso viel Zeit in Anspruch wie der Aufstieg.

Glücklicherweise hatte ein sehr aufmerksamer und geocaching-erfahrener Teilnehmer zu Beginn des Aufstiegs eine Quelle abseits des Weges entdeckt, dessen frisches und kaltes Quellwasser für eine äußerst willkommene Abkühlung sorgte. Die Daten zur Tour: ca. 1350 Meter Höhendifferenz und 9,3 Kilometer Distanz.


Wieder am und vor allem im Bus zeigte sich dann während der noch ca. ¾-stündigen Fahrt zur Bosruckhütte, unserem Quartier für die nächsten beiden Nächte, dass die Tour auf den Grimming doch ziemlich fordernd war, denn bereits kurz nach der Abfahrt waren sämtliche Gespräche verstummt.
So gab es auch keine Widersprüche gegen den Vorschlag, auf den einstündigen Anstieg zur Bosruckhütte durch die Dr.-Walter-Vogelgesang-Klamm zu verzichten und stattdessen mit dem Bus bis zur Hütte zu fahren. Die Bosruckhütte auf 1036 Metern, ein charmantes Gebäude aus den 1940er-Jahren, entpuppte sich als durchaus angenehmer Stützpunkt mit gutem Essen. Jedoch schien im Mini-Schlafraum im Obergeschoss die gesamte Hitze des bisherigen Sommers gespeichert worden zu sein, welche auch mit ausgiebigem Lüften nicht weichen mochte. Einigermaßen glücklich konnten sich nur diejenigen schätzen, die einen Platz nahe am Fenster hatten.

Für Tag 2 war der Große Pyhrgas ab der Bosruckhütte über den Hofersteig angesagt. Zunächst etwas weniger steil als am Vortag ging es am Rohrauerhaus vorbei zum Einstieg in die Südflanke dieses markanten Berges. In diese schlängelt sich der Steig zielstrebig auf den Gipfel zu, durch das teilweise felsdurchsetzte Gelände, welches größtenteils wahrscheinlich noch als Geh-Gelände qualifiziert, abschnittsweise aber ziemlich ausgesetzt ist.
Im Gegensatz zur steilen Südflanke gestaltet sich das Gipfelplateau fast schon flach und nach ca. 3¼-stündigem Aufstieg hatten wir den höchsten Punkt erreicht. Auch vom Großen Pyhrgas bot sich ein toller Rundumblick in eine für die meisten EBEler wahrscheinlich weniger bekannte Bergwelt. Vor allem hatten wir mit dem Bosruck das für den nächsten Tag angepeilte Ziel direkt vor Augen. Der Abstieg über die nicht ganz so steile Ostflanke war zwar etwas entspannter, forderte aber aufgrund der vielen Absätze und dem größtenteils losen Untergrund dennoch volle Konzentration und auch die Oberschenkelmuskulatur. Bereits wieder in gemütlichem Wandergelände (mit sichtlich anderem Publikum als beim Gipfelaufstieg) nahmen dann die Unersättlichen unter uns noch den Abstecher zum Lugkogel mit, während sich die bereits wandergesättigten auf einer gemütlichen Bank niederließen. Gemeinsam ging es dann noch in ca. einer ¾-Stunde zurück zur Bosruckhütte. Die Daten zur Tour: ca. 1150 m Höhendifferenz, 10,5 Kilometer Distanz.

Leider sollte sich die Wettervorhersage mit einem Wetterumschwung für den dritten Tag bewahrheiten, welcher bereits am Vorabend mit starkem Regen einsetzte. So wich dem eigentlich geplanten Bosruck, welcher noch einen Klettersteig geboten hätte, ein gemütliches Frühstück und ein Sightseeing-Vormittag in Spital am Pyhrn. Neben dem Stift ist dort vor allem das Museum „Zwischen Himmel und Erde – Gerlinde Kaltenbrunner und die Welt der 8000er“ nicht nur für Höhenbergsteiger einen Besuch wert. Die Geschichten und vor allem auch die Gefahren und Strapazen der 8000er-Besteigungen sind dort in sehr anschaulicher und kurzweiliger Weise dargestellt.
Trotz der sprichwörtlich ins Wasser gefallenen Besteigung des Bosruck waren es wieder mal tolle und vor allem sicher durchgeführte Tourentage mit Margot.
Rainer Sachseder
