Gratwanderung Herzogstand (1731 m) – Heimgarten (1790 m) vom 14.06.2025

We call it a Klassiker – frei nach Kaiser Franz – die Gratwanderung zwischen Walchen- und Kochelsee. Zu fünft starten wir bei bestem Sommerwetter am bereits gut gefüllten Parkplatz der Herzogstandbahn, angeführt von Maria. In gut zwei Stunden erreichen wir über einen schön angelegten aber teilweise steilen Weg das Herzogstandhaus, eine Dreiviertelstunde später am Martinskopf vorbei den Gipfel des Herzogstands. Der letzte Teil des Weg zieht in weit ausladenden Serpentinen durch den dicht mit Latschen bewachsenen Hang, die Sonne brennt unbarmherzig hinein, wir schwitzen. Oben entschädigen uns die herrlichen Tiefblicke zu Walchen- und Kochelsee und die grandiose Rundumsicht in die umgebende Bergwelt bzw. in das Flachland im Norden. Weiter entfernt im sommerlichen Dunst lokalisieren wir noch weitere Seen, den Staffelsee, den Riegsee, die Osterseen und darüber den Starnberger See und etwas links davon, noch weiter weg, den Ammersee. Den sehen wir vielleicht aber auch nur, weil wir wissen, dass er da irgendwo ist.

Der Bereich um das Gipfelkreuz und am Pavillon ist reichlich bevölkert, die meisten dürften wohl mit der Seilbahn heraufgekommen sein. Weil es eh keinen Schattenplatz gibt, lassen wir uns in der Nähe des Gipfelkreuzes nieder und genießen unsere zweifelsohne verdiente Brotzeit. Maria trägt ein paar passende Gedanken aus ihrem mitgebrachten Büchlein vor, wir erneuern noch kurz unseren Sonnenschutz und machen uns wieder auf die Strecke. Vom Abzweig kurz unterhalb des Pavillons liegt der ganze Gratverlauf vor uns – beeindruckend! Wie bei Graten so üblich, führt der Steig in stetigem Ab und Auf hinüber zum Heimgarten, dessen fernen Gipfel wir gut erkennen können. Ungefähr in der Mitte des Grats thront auf einem dicht bewachsenen Felsenspitz das ebenfalls gut sichtbare Schlehdorfer Kreuz. Obwohl der Gratweg links unterhalb verläuft, wollen wir da doch auch noch hoch. Also stürzen wir uns in das Abenteuer Gratüberschreitung.

Zunächst geht es vom Herzogstand steil und ausgesetzt nach unten und im weiteren Verlauf mehr oder weniger ausgesetzt im Auf und Ab dahin. Heikle Passagen sind mit einer Art Drahtseilgeländer vor jähen Abstürzen gesichert, manchmal helfen Seilsicherungen über steile Auf- und Abstiege hinweg. Das macht den Gratsteig fast familienfreundlich. Die Aussichten links und rechts sind beeindruckend. Wenn wir vor uns schauen, sehen wir, was wir noch bewältigen müssen, wenn wir hinter uns schauen, was wir schon bewältigt haben. Schatten gibt es nicht, die Hitze macht uns zu schaffen. Ab und an weht von unten ein kühles Lüftchen herauf, was wenigstens kurzzeitig für ein bisschen Erleichterung sorgt. Am Abzweig angekommen, nehmen wir den kurzen Aufstieg rechts zum Schlehdorfer Kreuz, das wir auch mühelos erreichen. Eine kurze Trinkpause, das obligatorische Gipfelfoto und weiter geht‘s – hinein in ein kleines Abenteuer. Wir wählen für den Rückweg zum Gratsteig nämlich nicht den Weg, den wir gekommen sind, sondern folgen gut sichtbaren Trittspuren in die Latschen hinein. Die Latschengasse entwickelt sich zu einem steilen Latschenverhau, durch den wir uns unangenehm arbeiten müssen. Abgekämpft, zerkratzt und verschrammt stehen wir schließlich wieder auf dem Gratweg.

Nun geht es so langsam in den Aufschwung zum Heimgarten. Dieser Teil des Steigs ist mittlerweile stark erodiert, stellenweise tief ausgewaschen und macht die ganze Angelegenheit etwas mühsam. Aber auch das wird gemeistert und wir stehen um drei nachmittags überglücklich am Heimgarten Gipfelkreuz. Auch hier ist die Rundumsicht gigantisch, unseren gesamten Gratweg können wir einsehen, zum großen Teil auch den Aufstiegsweg zum Herzogstand. Wir sind hoch zufrieden und stolz auf uns. Knapp unterhalb des Gipfels wartet schon die Heimgartenhütte. Wir kehren ein und gönnen uns eine ausgiebige Rast.

Nun steht uns noch ein 2 ½ stündiger Abstieg über die Ohlstädter Alm zum Parkplatz bevor. Der Weg ist meist angenehm zu gehen und verläuft oft schattig im Wald. Gelegentlich können wir im oberen Bereich fast unsere gesamte Tour von der Südseite her einsehen. Wir sind wieder sehr beeindruckt von der Tour und unserer Leistung in der sommerlichen Hitze. Um halb sieben abends erreichen wir unser Auto. Nun lockt noch der Walchensee mit einem erfrischenden Bad. Die beiden Damen schwimmen auch tatsächlich noch eine Runde, unsere Maria sogar eine sehr große. Wer ko, der ko! Die drei Herren begnügen sich mit einem Fußbad, maximal bis zu den Wadeln.

Es war eine großartige Tour mit grandiosen Aussichten, zwar anstrengend und lang, aber es hat sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank, Maria!

Manfred Stiegler