Bergseen- und Gipfeltour in den Allgäuer Alpen vom 20.-21.07.2025

Der ursprüngliche Plan für diese Tour war, am Sonntag vom Vilsalpsee erst zur Landsberger Hütte aufzusteigen, dort zu übernachten und dann am Montag über einige Gipfel zum Schrecksee und dann über das Rauhhorn zurück zum Vilsalpsee zu wandern. Die grottenschlechte Wettervorhersage für Montag veranlasst unsere Führerin Maria dazu, es nun genau andersrum zu machen.

Zu neunt fahren wir ins Tannheimer Tal und nehmen dort den Bus zum traumhaft gelegenen Vilsalpsee. Bei schönstem Sommerwetter wandern wir entspannt an seinem rechten Ufer entlang bis zur Vilsalpe. Jetzt geht es rechts haltend steil und schweißtreibend hoch in Richtung Rauhhorn, erst durch üppiges Weidegebiet, dann zunehmend steinig und felsig. Mehrmals queren wir Wasserläufe und passieren kleinere Wasserfälle. Die Hitze macht ziemlich zu schaffen, wir müssen ein paar mal kurz pausieren. Über uns bauen sich die hohen Felsen des Rauhhorns auf, wir sehen das Gipfelkreuz, rechts erkennen wir den Gipfelaufbau des Gaishorns. An einer Weggabelung entscheiden wir uns auf Anraten von Maria dazu, diesmal auf die Überschreitung des Rauhhorns zu verzichten und einfacher und zeitsparend unterhalb zu queren. Denn am späteren Nachmittag sind laut Wetterbericht Regen und Gewitter möglich und wir möchten doch alle den Schrecksee in voller Schönheit erleben und einige möchten liebend gerne darin baden. Die Querung und auch unser Weiterweg ist übrigens Teil des sog. Jubiläumswegs, der von der Willersalpe zum Prinz-Luitpold-Haus führt. Wir haben traumhafte Tiefblicke hinunter zum Vilsalpsee und grandiose Weitblicke in die ihn umgebende Bergwelt, schräg links gegenüber rauscht ein großer Wasserfall malerisch herunter zum See – Postkartenansichten pur, fast schon kitschig!

Da wo der Südabstieg vom Rauhhorn auf unseren Weg, den Jubiläumsweg trifft, überschreiten wir die Grenze nach Deutschland. Der Jubiläumsweg führt ziemlich spektakulär und nicht immer einfach durch eindrucksvolle Berglandschaften hinüber zum Schrecksee. Nun sehen wir ihn türkisblau in einem grünen Kessel vor uns liegen – wow! Nun wundert mich nicht mehr, dass er ein begehrter Insta-Hotspot geworden ist. Der Schrecksee liegt auf 1813 m Höhe und hat eine kleine Insel, die allerdings erst in den 1950er Jahren entstanden ist, als der See zur besseren Energiegewinnung um 8 Meter aufgestaut wurde, vorher war es eine natürliche Halbinsel. Einige von uns steigen über einen kleinen Pfad hinunter zum See, drei Damen wagen sich sogar hinein und schwimmen eine Runde im klaren, kalten Wasser. Die anderen betrachten das großartige Szenario lieber vom Aussichtspunkt oben am Weg und ruhen sich aus. Es war doch ziemlich anstrengend bis hierher – und es liegt noch reichlich Strecke vor uns.

Wieder vereint steigen wir hinauf zum Kirchendachsattel und überschreiten abermals die Grenze, wir sind zurück in Österreich. Wir folgen einem wunderbar angelegten Pfad der uns – auch nicht immer einfach – durch eine überwältigendes Gebirgsszenario führt. Sehr beeindruckt bin ich von der Weite, von dem ständigen Wechsel zwischen den sanft erscheinenden Wiesen und Weiden und den schroffen Felsaufbauten. Am Kastenjoch treffen wir auf den Saalfelder Weg, der zur Landsberger Hütte führt. Wir queren dabei die Westflanke der Steinkarspitze. Einige aus der Gruppe möchten hinauf und den 2067 m hohen Gipfel erobern, die anderen warten am Joch zwischen Rote Spitze und Steinkarspitze und passen auf die abgelegten Rucksäcke auf. Es ist immer noch sehr warm, zwar ziehen einige Wolken auf, aber es bleibt trocken. Und weit ist es auch nicht mehr bis zur Hütte, sie ist schon unten in der Nähe zu sehen. So können die fünf Gipfelstürmer in Ruhe zum Kreuz aufsteigen, es ist eh der einzige Gipfel der ganzen Tour. Und wir anderen können in aller Ruhe das ganze grandiose Panorama der Allgäuer Alpen auf uns einwirken lassen. Die markanteste Erscheinung ist der gewaltige Gebirgsstock des Hochvogels ganz weit hinten. Einige von uns waren erst letzten Sommer auf einer Sektionstour oben.

Gemeinsam steigen wir ab zur Landsberger Hütte, die wir um halb fünf erreichen. Die Hütte liegt sehr reizvoll auf 1810 m Höhe in einer Senke etwas oberhalb vom Lachensee, eingekreist von den Hausbergen Schlochenspitze, Lachenspitze, Steinkarspitze und Rote Spitze. Ein kleiner Steig führt hinunter zum See, zwei unserer Damen trauen sich auch gleich runter und gönnen sich ein erfrischendes Bad. Andere kaufen sich Duschmarken und wieder anderen aus der Gruppe genügt erst mal eine kühle Halbe zur Erfrischung. Wir bekommen unser Lager zugewiesen, in dem wir recht kommod untergebracht sind. Bis nach dem wirklich guten Abendessen hocken wir noch auf der großen Terrasse, danach wechseln wir in die gemütliche Stube, wo ein großer 10er Tisch für uns reserviert ist. Hier lassen wir den anstrengenden und eindrucksvollen Tag ausklingen. Es regnet immer noch nicht, das Wetter hat glücklicherweise gehalten. Das ändert sich in der Nacht.

Der Wetterbericht hat mal wieder recht! Am Morgen ist‘s nass und kalt, und es regnet stark. Gut, dass wir die Tour andersrum als geplant gemacht haben, heute müssen wir nur noch im Regen absteigen. Aber erst mal gönnen wir uns unser Frühstück. Wir haben ein Geburtstagskind in unserer Mitte, sie bekommt von ihrer Schwester einen frisch gepflückten, regennassen Wildblumenstrauß und wir singen ihr ein Geburtstagsständchen. Sie freut sich und strahlt, um uns herum wird Applaus geklatscht, sie strahlt noch mehr. So ein schöner Morgen!

Wir lassen uns Zeit, vielleicht wird der Regen ja schwächer. Tut er leider nicht. Wir packen uns schließlich regendicht ein und marschieren als farbenfroh gewandeter Trupp um zwanzig nach neun los. Zunächst herunter zum Traualpsee und dann weiter nach unten zu unserem Ausgangspunkt Vilsalpsee. Der Abstieg ist durch die Nässe ein wenig abenteuerlich, weil teilweise ganz schön steil und immer rutschig. Mal pritschelt ein Wasserfall von rechts auf den Weg, mal von links, mal müssen wir einen Wasserlauf queren, streckenweise gleicht der Steig einem Bachlauf. Das Nass von oben kommt noch on top. Aber wir kommen alle ohne Komplikationen und immer noch gut gelaunt unten am Vilsalpsee an, spazieren entspannt an seinem Ufer entlang zur Bushaltestelle. Der Bus kommt auch bald und bringt uns runter nach Tannheim.

Am Parkplatz legen wir uns erst mal trocken und kehren dann in ein nah gelegenes Boutique-Café ein. Bei Tee, Kaffee und Kuchen reflektieren wir gemeinsam unsere Unternehmung, wie haben wir sie empfunden, was war gut, was nicht. Nun, es war fantastisch, die Landschaft, die Berge, die Seen, das Panorama, die Hütte, die Gruppe! Für manche war es ziemlich anstrengend, aber allen hat‘s großen Spaß gemacht. Vielen Dank Maria, es war einfach großartig!

Manfred Stiegler