Baumgartenschneid (1448 m), Seniorentour im Mangfallgebirge am 16.07.2025

Oben im Ort Tegernsee gibt es den Wanderparkplatz Prinzenweg, dort wo der Alpbach die Stadtgrenze erreicht, unser Startpunkt. Wir sind eine recht große Gruppe, 11 Mittwochs – Wanderinnen und Wanderer, angeführt von Anni. Sie spaziert mit uns zunächst auf breiten Wegen zum Berggasthaus Riederstein am Galaun. Hoch über dem Gasthaus thront auf einem steil aufragenden Fels die Riedersteinkapelle. Über den Kreuzweg mit unzähligen Stufen erreichen wir bald das Kirchlein. Es ist eng auf dem Plateau, aber irgendwie finden wir alle Platz, um die grandiose Aussicht auf den Tegernsee und die umliegenden Berge zu genießen, ein paar Fotos und unsere erste kleine Brotzeit zu machen.

Gestärkt geht es nun wieder ein Stück abwärts zurück in eine Senke, von wo wir durch den Wald teilweise recht steil zum unscheinbaren Rohrkopf aufsteigen und dann in einem letzten Aufschwung über freies Almgelände den Gipfel der Baumgartenschneid erreichen. Gipfelrast ist angesagt, Brotzeit schmecken lassen, die perfekte Aussicht genießen, ein bisschen ratschen, Fotos machen. Es ist schön hier oben, aber auch ein wenig frisch.

Drum halten wir uns nicht allzu lange auf und steigen über einen schmalen Pfad ab zur Baumgarten Alm, die wir nördlich unter uns sehen. Von da geht es in den Wald zum Sagfleckl hinunter. Die ganze Zeit hören wir schon Kettensägen kreischen und wenn sie verstummen, das dumpfe Krachen von fallenden Bäumen und das Knacken der Äste. Dieser Geräuschkulisse kommen wir mit jedem Schritt näher. Unvermittelt versperrt uns ein rot-weißes Flatterband den Weiterweg, auf dem Boden liegt ein Holzscheit, auf dem in oranger Schrift Umleitung gesprüht ist und ein Pfeil, der uns nach rechts in die Wildnis weist. Der Waldweg ist von hause aus schon nicht ganz einfach, wir müssen sehr konzentriert aufpassen, um nicht zu rutschen oder zu stolpern, aber jetzt wird‘s vogelwild. Weglos kämpfen wir uns durch Gestrüpp und Unterholz oberhalb der Absperrung, helfen uns gegenseitig über allerlei Hindernisse hinweg. Schließlich arbeiten wir uns noch durch eine üppig wuchernde Botanik, Schulter hoch stehen junge Bäume, Sträucher, Farne und Gräser, wir schlagen uns regelrecht eine Bresche hindurch, bis wir fast unten wieder auf den Wanderweg treffen. Puh, was für ein Abenteuer!

Aber wir haben das Sagfleckl erreicht, ein Wegekreuz, an dem eine kleine Unterstandhütte steht. Von hier kann man auf breiten Wegen direkt herunter gehen zum Tegernsee, oder in die andere Richtung zum Schliersee. Wir wollen ja noch weiter Richtung Gindelalm und Neureuth und wählen den kleinen Steig, der ums Kreuzbergköpfel herum zum Kreuzberg hinauf führt. Die Forstarbeiter hört man nicht mehr, vermutlich haben sie Mittagspause oder ihr Tagwerk vollbracht. Aber sie haben auch hier ihre Spuren hinterlassen. Mehrmals müssen wir Baumstämme und ganze Bäume übersteigen, die frisch gefällt quer über dem schmalen Weg liegen. Auch das bewältigen wir mit gegenseitiger Unterstützung und erreichen schließlich das Wegkreuz am Prinzenweg unterhalb des Kreuzbergs. Auf dem breiten Almweg marschieren wir hinauf zur Kreuzbergalm und kehren erst mal gscheid ein. Bei sehr gutem Kuchen und deftiger Brotzeit halten wir es lange aus und beschließen beiläufig, dass wir nun lieber nicht die lange Schleife über Gindelalm und Neureuth für den Rückweg nehmen wollen.

Stattdessen spazieren wir wieder hinab zum Prinzenweg und folgen dem breiten Weg gemütlich bis hinunter zum Parkplatz. Das geht auch eine Weile ganz gut, doch plötzlich stehen wir wieder vor einer Sperrung. In einiger Entfernung von zwei riesigen Holzbearbeitungsmaschinen steht das Schild „Durchgang verboten“! Ein aufwändiges Seilbahnsystem ist dort aufgebaut, mit dem Holzstämme von oben runter transportiert werden. Wir können beobachten, wie eine der Maschinen sich einfach einen der heruntergefahrenen Baumstamm greift, ihn blitzschnell von vorne bis hinten und wieder zurück durch den Greifer schiebt, ihn dabei entastet und entrindet und dann in 4 Meter lange Stücke schneidet. Faszinierend! Wir machen uns bemerkbar, rufen dem Maschinenführer zu und warten geduldig, bis er uns durchwinkt. Er stellt kurz die Arbeit ein und lässt uns gefahrlos passieren. Gleich dahinter sehen wir, was die Forstarbeiter schon aus dem Wald herausgeholt haben. Links und rechts des Weges sind Unmengen von bearbeiteten Baumstämmen meterhoch aufgeschichtet, wir laufen wie durch ein Spalier. Der Rest verläuft unspektakulär. Wir spazieren auf dem breiten Weg nach unten, immer am Alpbach entlang und können uns gemütlich unterhalten. Ein paar mal können wir dabei noch links oben auf dem kleinen Felsvorsprung die Kirche auf dem Riederstein sehen, wie sie im Licht der Sonne zu uns runter strahlt.

Es war eine schöne, abwechslungs- und aussichtsreiche Wanderung, gewürzt mit einem ungeplanten und unerwarteten Abenteuer und garniert mit der Vorführung einer modernen Holzbearbeitung im Forst. Vielen herzlichen Dank, Anni. Es hat großen Spaß gemacht.

Manfred Stiegler