Sonntag, 15. Juni 2025: Anfahrt
Statistik ist eine feine Sache, auch für Bergsteiger. Man kann zum Beispiel alle vierzehn 8000er besteigen – oder die höchsten Gipfel aller sieben Kontinente – oder auch, etwas kleiner, die höchsten Gipfel der sieben bayerischen Regierungsbezirke.
Als ich vor drei Jahren auf dem südlichsten 3000er der Alpen stand (Mont Clapier in den Seealpen), war meine Neugier geweckt: Wo ist denn der nördlichste 3000er? Das ist der Acherkogel gleich neben Ötz im Ötztal! Da war ich schon vor vielen Jahren einmal. Und der östlichste? Das ist der Große Sonnblick im Maltatal in Kärnten! Den habe ich letztes Jahr mit Hans bestiegen.
Fehlte also noch der westlichste 3000er. Nach ein wenig Suche war klar: Das ist Le Rochail (3022 m) bei Le Bourg-d’Oisans im fernen Frankreich. Ein guter Anlass, um mal zu erkunden, was es dort sonst noch für Berge gibt.
Und so hielt am Sonntag nach Pfingsten früh um sieben Uhr der rote Bus von Hans vor meiner Haustür. Zusammen mit Margot und Thomas ging es dann auf die weite Reise nach Westen. Über München, Lindau, Zürich, Bern, Genf und Grenoble erreichten wir am Abend endlich das winzige Bergdörflein Roberand, wo Hans uns für die nächsten Tage ein nettes Chalet gemietet hatte. Zwei Schlafzimmer, ein großes Wohn-Esszimmer mit Küchenzeile und eine schöne Terrasse mit Blick auf die benachbarte Wiese, wo sich gerade ein Lama sein Abendessen holte. Wir kochten uns einen großen Topf Spaghetti und machten Pläne für die nächsten Tage.
Montag, 16. Juni 2025: Le Rochail
Heute sollte es als Eingehtour erst mal auf den Rochail gehen. Von Le Bourg-d’Oisans im Tal führt ein schwindelerregendes, schmales Sträßchen durch eine nahezu senkrechte Felswand nach Villard-Notre-Dame, zum eigentlichen Ausgangspunkt der Wanderung. Zum Glück hatten wir keinen Gegenverkehr. Ganz oben hinten in dem Seitental war auch schon unser Gipfel zu sehen. Wunderschön weiß leuchteten die Schneefelder der Nordseite auf uns herunter.
Aber zunächst wanderten wir durch herrliche Wälder, dann über blumenreiche Wiesen (Margot fand tatsächlich einige Blumen, die sie bisher nicht kannte!), an zahlreichen Wasserfällen vorbei, bis wir die kleine Selbstversorgerhütte „Refuge des Sources“ erreichten. Dort füllten wir nochmal unsere Wasservorräte auf, ergänzten den Sonnenschutz und betraten die ersten Schneefelder. Die letzten Tage war es etwas kühler gewesen, und so gewannen wir auf dem trittfesten Schnee schnell an Höhe.




Am Col du Rochail empfing uns ein kalter Wind und wir hatten zum ersten Mal nun auch den Ausblick nach Süden und Westen. Die Täler und das Vorland waren unter einer Nebeldecke versteckt. Man konnte aber deutlich sehen, dass es westlich von uns keinen höheren Berg mehr gibt.
Nun folgten wir dem Grat über leichte Felsstufen hinauf bis zum Gipfel, wo wir eine herrliche Rundumsicht hatten. Direkt vor uns im Osten die wilden Berge der Dauphiné mit steilen Felsflanken und schneebedeckten, zerrissenen Gletschern. Direkt gegenüber die Grande Roche de la Muzelle mit ihrer großen Gletscherrampe. Daneben der weiße Gletscherdom über dem Skigebiet von Les Deux Alpes. Die beiden höchsten Gipfel allerdings, La Meije und Barre des Écrins, versteckten sich hinter den Wolken. Euch werden wir diese Woche schon noch entdecken!
Im Norden die riesige Skistation von L’Alpe d’Huez, wo unsere Tour für morgen geplant war. Und im Nordosten standen drei gewaltige Zacken, die an die Drei Zinnen erinnerten. Das waren die Aiguilles d’Arves, die mindestens eine 3er-Kletterei erforderten und daher für uns nicht infrage kamen.
Wir konnten uns kaum losreißen von dem schönen Panorama, aber schließlich machten wir uns doch an den Abstieg und freuten uns auf die Abfahrt über die nun leicht aufgeweichten Firnfelder. Viel zu schnell waren wir wieder an der Hütte und stiegen nun deutlich langsamer durch die vielen Vegetationsstufen zurück zum Auto.
Unten in Le Bourg-d’Oisans ließen wir den Tag bei einer Pizza ausklingen. Es war ein wunderschöner Auftakt für eine – hoffentlich – wunderschöne Woche.
Dienstag, 17. Juni 2025: Pic Bayle
Der Wecker klingelte wieder sehr früh und nach einem kurzen Frühstück machten wir uns auf, um den Pic Bayle (3465 m) zu besteigen. Die Anfahrt gestaltete sich allerdings mehr als schwierig. Wegen einer Baustelle war die Zufahrt gesperrt – aber natürlich war unten im Tal nichts davon angeschrieben, sodass wir das erst mitbekamen, als wir schon 45 Minuten eine Bergstraße bis zu eben jenem Ort hochgefahren waren, in dem dann die Straßensperre und das schöne Schild „Route barré“ zu sehen waren. Eine Umleitung war nicht ausgeschildert – da musste Google Maps herhalten! Alles erst mal wieder zurück, dann eine neue Variante, die dann allerdings vor einer steilen Skipiste endete, die man definitiv nur mit einer Pistenraupe fahren kann, aber nicht mit unserem Bus. Google beharrte aber auf dem angezeigten Weg über die Skipiste und so mussten wir diverse Karten über unsere Handys bemühen, um eine weitere Alternative über die L’Alpe d’Huez zum Beginn unseres Aufstiegs zu finden. Insgesamt hat uns diese Aktion über zwei Stunden gekostet und somit konnten wir erst um 10 Uhr unseren Aufstieg starten. Zuerst ging es auf einem schönen Bergpfad an einigen kleinen Seen und Tümpeln weiter hinter ins Tal und dann zur Refuge de la Fare. Dort waren die Hüttenwirte gerade dabei, Getränke und Essen, das der Hubschrauber am Tag zuvor gebracht hatte, einzuräumen. Wegen des späten und starken Schneefalls in den Westalpen hatten die Hütten dort noch nicht geöffnet, da noch überall meterhoch Schnee lag. Diese Tatsache hat uns das Finden der Route sehr erschwert und wir verloren weiter Zeit, weil wir uns zuerst verstiegen hatten. Was als mögliche Route aussah, entpuppte sich dann schnell mal als zu steile und ausgesetzte Kletterei mit wenig Griffen, sodass wir wieder umdrehen mussten. Wir entschieden uns, über die Schneefelder und den darunterliegenden Gletscher aufzusteigen – aber wo der begann und aufhörte, das konnten wir nicht herausfinden. Egal – zuerst ging es moderat bergauf, aber wir hatten noch ordentlich Strecke bis zum eigentlichen Aufstieg zur Scharte zurückzulegen. Dann aber steilten die Schneefelder extrem auf (bis zu 40 Grad) und wir mussten die Steigeisen anlegen und seilten uns an. Sehr mühsam ging es nach oben – es schien fast kein Ende zu nehmen, bis wir die Scharte erreichten und dort eine kurze Pause einlegten. Mittlerweile waren wir schon einige Stunden unterwegs. Der Gipfel war zwar in Sicht, aber um zu ihm zu gelangen, mussten wir wieder eine ewig lange Flanke queren und dann ging es noch mal in der gleichen Steilheit nach oben zum Gipfel. Dort wurden wir allerdings mit einer spektakulären 360-Grad-Rundum- und Aussicht bei wirklich allerbestem Wetter belohnt und konnten in der Ferne den mächtigen Mont Blanc bestaunen. Die Anstrengungen des Aufstiegs waren vergessen und wir konnten uns schier nicht sattsehen an dem unglaublichen Panorama.
Nach einer ordentlichen Gipfelbrotzeit entschieden wir uns, nicht über den Aufstiegsweg abzusteigen, sondern über die Skipiste des Pic Blanc abzusteigen, weil uns das als die kürzere Variante erschien. Um dorthin zu gelangen, mussten wir erst einmal ins Gletscherbecken absteigen, dann wieder eine sehr lange und steile Flanke queren, um dann die letzten Meter zum Pic Blanc aufzusteigen. Mittlerweile war der Schnee schon sehr weich geworden und trotz Steigeisen rutschten wir immer wieder mal ab und brachen auch stellenweise ein. Am Pic Blanc packten wir die Steigeisen wieder ein und versuchten, über die Skipiste abzufahren – was aber wegen des weichen und tiefen Schnees und der quer verlaufenden Spurrillen der Pistenraupen nicht so wirklich gut gelang. Der Skibetrieb hatte dort nämlich erst eine Woche vorher aufgehört. Am Ende der Skipiste angelangt, mussten wir dann noch einen ewig langen Höhenweg zurücklegen und mehr oder weniger das ganze Bergmassiv des Pic Bayle umrunden. Glücklicherweise ist es so weit im Westen im Juni lange hell und als wir um 22:15 Uhr wieder bei unserem Bus waren, fing es gerade an, dunkel zu werden. Um 23.30 Uhr kamen wir ziemlich ausgehungert in unserem Chalet an und kochten uns noch einen großen Topf Spaghetti, bis wir dann schließlich todmüde ins Bett fielen. Insgesamt waren wir fast 15 Stunden unterwegs gewesen, hatten über 1800 Höhenmeter und 24 Kilometer zurückgelegt und das bei langen Spurstrecken im Gletscherbereich – das ist schon was, auf das man stolz sein kann!


Mittwoch, 18. Juni 2025: Transfertag & Sightseeing
Der heutige Tag war dem Wechseln der Unterkunft und etwas Sightseeing gewidmet. Nach dem Frühstück fuhren wir zuerst noch einmal die wilde und steile Bergstraße zu dem kleinen Örtchen Villard-Notre-Dame hinauf. Dieser Ort ist ganzjährig bewohnt und einen Besuch wert, denn er ist noch sehr ursprünglich und bietet eine wunderbare Aussicht auf die umliegenden Berge – auch auf die beiden Gipfel, die wir in den Tagen zuvor bestiegen hatten. Im Dorfrestaurant entschieden wir uns dann, nach La Bérarde weiterzufahren – einem legendären Dorf mitten in der Dauphiné, das im Jahr 2024 von einem Bergsturz nach einem Unwetter fast vollkommen verschüttet worden war. Das wollten wir uns ansehen. Die Täler in den Westalpen sind ewig lang und die Zufahrten dorthin teilweise ein echtes Abenteuer. Außerdem sind die Bergstraßen oft nur einspurig, bieten aber sehr spektakuläre Tiefblicke. Nach La Bérarde kann man mittlerweile nicht mehr hineinfahren, sondern muss das Auto davor abstellen und es geht auf Schusters Rappen weiter. Es wurden schon Trassen freigeräumt, um in das, was von dem Ort noch übriggeblieben war, zu gelangen, und trotzdem kann man sich das Ausmaß der Zerstörung nicht in seinen wildesten Fantasien vorstellen. Wir waren wirklich sprachlos – die Häuser von meterhohem Geröll und Gestein verschüttet – zum Teil sah man nur noch die Dächer, die Wände zum Teil weggerissen und man konnte in Küche, Bad oder Wohnzimmer sehen – unfassbar! An den Sprüchen auf dem Weg dorthin konnten wir lesen, dass die Bewohner des Dorfes um seinen Wiederaufbau kämpfen. Es bleibt spannend, ob sich das verwirklichen lässt. Wir fuhren das lange Tal wieder zurück und machten uns auf zum Lac du Mont Cenis, der direkt an der Grenze zu Italien liegt und wo wir in einem Albergo eine Unterkunft für die nächsten Tage fanden. Nach einem leckeren Abendessen gingen wir zeitig ins Bett, denn am nächsten Tag stand ja schon die nächste Tour auf die Pointe de Ronce auf dem Programm.
Donnerstag, 19. Juni 2025: Pointe de Ronce
Nördlich des großen Stausees am Col du Mont Cenis stehen einige hohe Dreitausender in Form eines großen Hufeisens, die zur Charbonnel-Gruppe gehören. Beginnend vom Signal du Grand Mont Cenis über die Pointe de Ronce und einige weitere Gipfel geht es in einer großen Runde bis zum Signal und zur Pointe du Lamet. Alle zwischen 3300 und über 3600 Meter hoch. Für heute war der höchste der Runde geplant: die Pointe de Ronce, stolze 3612 Meter, und damit mehr als 1600 Meter über dem Wasserspiegel des Stausees!
Um 5:30 Uhr spielten unsere Handys die Weckmelodie (Wecker klingeln heutzutage nicht mehr) und wir wälzten uns aus unseren Betten. Freundlicherweise hatte die Wirtin uns den Frühstückstisch schon im Voraus gedeckt und zwei Thermoskannen mit Kaffee und Milch bereitgestellt. Pünktlich um 6:30 Uhr saßen wir in Hans‘ rotem Bus, da es laut Google Maps die Möglichkeit geben sollte, noch 200 Höhenmeter zu sparen, indem wir ein kleines Almsträßchen hinauffahren. Leider war dann schon nach wenigen Hundert Metern an einem Gatter Schluss – Route Barrée – Straße gesperrt! Mit etwas Mühe wurde der Bus gewendet und geparkt und die Tourenschuhe wurden geschnürt.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Aktion wirklich etwas gespart hat, ein paar Höhenmeter bestimmt, dafür waren wir wohl fast eine Stunde unterwegs zu einem alten Militärfort, wo der Berg erst richtig anfing. Ein gut erhaltener Kriegspfad schlängelte sich in vielen Kehren über den Grashang hinauf in ein weites Kar. Weiter oben wurde es etwas steiniger. Trotzdem erreichten wir ohne Schwierigkeiten den Col du Lou, wo der eigentliche Grat begann.




Wir machten uns jetzt an den Grat. Über schuttbedeckte Platten, wackelige Felsen und leichte Kletterstellen, immer mit etwas Schnee durchsetzt, ging es mühsam hinauf, bis ein kurzer, aber recht ausgesetzter Firngrat unsere volle Aufmerksamkeit verlangte. Aber auch der wurde recht gut gemeistert, und wir standen vor dem Aufschwung zum ersten Gipfel, dem Signal du Grand Mont Cenis. Erst durch eine sehr rutschige Rinne, oben dann nach links hinaus auf einen Turm und schließlich über einen ausgesetzten Felsgrat erreichten wir den schneebedeckten Vorgipfel, wo die erste Pause fällig war. Zwei Stunden waren wir schon unterwegs seit dem Col du Lou. In der Beschreibung in hikr.org waren das doch nur 50 Minuten! Waren wir so langsam? Oder der Autor der Beschreibung so schnell? Und der Hauptgipfel vor uns war noch so weit weg!
Egal, nun war es Zeit für die Steigeisen, und der Abstieg durch den Schnee in die nächste Scharte begann. Der folgende Felskopf war wieder leicht zu besteigen, und wir erreichten die dritte Scharte. Aber was war das? Senkrechte Felsen versperrten den Weiterweg. Besorgt suchten wir einen möglichen Aufstiegsweg, als wir endlich die feine Spur eines anderen Bergsteigers von vor einigen Tagen entdeckten. Sie führte uns über einen ausgesetzten, rutschigen Felsen auf das Schneefeld, das uns dann über die letzten 300 Höhenmeter zum Gipfel leitete. Als wir gegen 14:00 Uhr endlich dort anlangten, waren wir weitere zwei Stunden seit dem Signal du Grand Mont Cenis unterwegs gewesen, sieben Stunden seit dem Auto. Wie hatte der hikr.org-Autor das nur in nochmal 50 Minuten geschafft? Er musste wohl hinaufgejoggt sein! Sicher hatte er aber weniger mit dem Schnee zu kämpfen, der nun am frühen Nachmittag immer weicher wurde.
Sollten wir tatsächlich die ganze Runde machen? Die anderen Gipfel waren noch so weit weg! Und so weiß! Nein, bei diesen Verhältnissen gab es nur eine Option: zurück über den Grat, auch wenn die Kletterstellen im Abstieg sicher nicht leichter sein würden. Nach einer kurzen Gipfelrast begannen wir vorsichtig den Abstieg. Wenigstens war der Schneehang bergab deutlich weniger anstrengend, wenn wir auch immer wieder bis zum Knie einbrachen.
Nun die erste Kletterstelle. Vorsichtig mogelte ich mich über den rutschigen Felsen. Ich versuchte, mich so leicht wie möglich zu machen, um den Schnee nicht loszutreten. Es war einfacher als gedacht. Dadurch bekam ich auch Mut für die nächsten Herausforderungen. Weiter unten auf dem Firngrat wagte ich sogar eine Siegerpose, als Hans uns fotografieren wollte.
Um 18:00 Uhr waren wir endlich wieder zurück im Col du Lou, der Abstieg hatte auch fast vier Stunden gedauert. Lieber langsam gehen, dafür aber sicher! Verglichen mit dem Abstieg vom Gipfel war der Weiterweg ein Klacks, hinunter zum alten Fort, und dann den langen Weg zurück zum Auto. Und um 20:30 Uhr bogen wir wieder am Parkplatz des Hotels ein.
Die Wirtin war schon unterrichtet, wir hatten sie gebeten, mit dem Abendessen auf uns zu warten. Duschen durften wir jetzt erst mal nicht, dafür konnten wir uns mit einer extra großen Portion Spaghetti und Hühnchenrouladen richtig satt essen.
Freitag, 20. Juni 2025: Signal du Petit Mont Cenis
Heute waren wir uns alle einig: eine Bergtour auf jeden Fall, aber keine so lange und keine so schwierige mehr. Wir entschieden uns für den Signal du Petit Mont Cenis (3163 m), da dieser auch einen für diese Region relativ kurzen Anfahrtsweg hatte. Das Wetter sollte bis zum Nachmittag noch halten, danach war dann Gewitter und Regen angesagt – also früher Aufbruch, um rechtzeitig und trocken wieder am Bus zu sein. Wir parkten in der Nähe des urigen Refuge du Petit Mont Cenis, das wir uns schon mal für eine Einkehr nach dem Gipfel vormerkten, und begannen den Aufstieg durch wunderschöne Bergblumenwiesen. Das ist übrigens etwas, was in dieser Region der Alpen besonders auffällig ist: die unglaubliche Vielfalt an Bergblumen und Kräutern, nicht nur auf den Wiesen, sondern auch am Wegesrand der Straßen. Ich habe selten so eine Blütenpracht und so viele unterschiedliche und auch ausgefallene Pflanzen gesehen wie dort. Es ist eine wahre Augenweide und ließ natürlich mein „Pflanzenliebhaber-Herz“ höher schlagen! Ich habe eine Vielzahl von Fotos gemacht, um die mir unbekannten Pflanzen dann zu Hause im Bestimmungsbuch nachschlagen zu können.

Der Aufstieg zum Signal du Petit Mont Cenis war im Vergleich zu den vorherigen Touren relativ einfach. Ein bisschen Blockkletterei, ein paar Schrofen und ausgesetzte Stellen, einige kleine Schneefelder – und dann waren wir oben. Auch dort hatten wir eine tolle Aussicht, die wir auch ausgiebig genossen. Dann ging’s wieder an den Abstieg und die Einkehr in besagter Hütte. Dieses Mal kamen wir zu zivilen Zeiten in unserem Albergo an, und da die Wettervorhersage für die nächsten beiden Tage nicht sehr gut war, entschieden wir uns, am Samstag schon zurückzufahren und dabei aber die „Scenic Route“ über den Kleinen und Großen St. Bernhard zu nehmen und nicht über die Autobahn. In Vorfreude darauf genossen wir unser letztes Abendessen im Albergo und gingen relativ zeitig ins Bett, da wir wieder einen frühen Start geplant hatten.






Samstag, 21. Juni 2025: Rückfahrt über die „Scenic Route“
Unser erstes Ziel war der Col de l’Iseran, und allein schon der Weg dorthin war eine wahre Freude. Es ging durch urige Bergdörfer, über steile, enge Passstraßen hinauf und hinab, wir hatten die schneebedeckten 3000er der Region vor, neben und hinter uns – es ist mit Worten gar nicht zu beschreiben, wie schön diese Gegend dort ist. An besagtem Pass machten wir den ersten Foto-Stopp. Wir staunten nicht schlecht – dort oben waren sogar die Skilifte noch in Betrieb! Weiter ging’s dann über Val d’Isère zum Kleinen und Großen Sankt-Bernhard-Pass. Auf jeder Passhöhe blieben wir natürlich stehen, um die Aussicht zu genießen – es war sagenhaft! Am Kleinen Sankt Bernhard, von dem man einen wirklich spektakulären Blick auf den Mont Blanc hat und auf dem, glaube ich, jeder das gleiche Foto macht: grüne Wiese und direkt dahinter der schneebedeckte Mont Blanc. Es ist aber auch ein außergewöhnliches Setting, denn es sieht so aus, als würde man direkt hinter dem Hügel die Besteigung beginnen können.
Noch ein Mittagessen am Pass und dann ging’s auf den langen Weg nach Hause. Vollkommen zufrieden und erfüllt von den wunderbaren Eindrücken, den bergsteigerischen Abenteuern und der guten Kameradschaft, die wir miteinander erleben durften, erreichten wir dann spätabends unsere Heimatorte wieder. Vielen herzlichen Dank, lieber Hans, für die tolle Organisation und Planung dieser Tour. Es war wieder einmal ein absolutes Highlight für uns alle.
Rainer Kropf & Margot Morris
