Karspitz (1239 m) & Wandberg (1545 m)            13.01.2024

Die Tage zuvor haben es schon vermuten lassen. Wir werden in den südlichen Chiemgauer Alpen Schnee haben und es wird klar mit ganz viel Sonne. Ein Wetter wie geschaffen für eine Schneeschuhtour und somit Vorfreude pur. Mit der Karspitz und dem Wandberg haben wir uns auch Aussichtsgipfel ausgesucht, die mit überschaubarem Aufwand zu erklimmen sind.

Demzufolge war der Andrang vor der Tour hoch, jeder wollte noch „irgendwie“ mit. Die Teilnehmerliste enthielt wesentlich mehr Namen, als wir hätten mitnehmen können. Kurzfristige Absagen ermöglichten aber dennoch eine Gruppenzusammenstellung mit vielen bekannten Gesichtern. Früh am Morgen, aber dennoch erwartungsfroh, ging es vor der Haustür der Sektionsgeschäftsstelle in Grafing los. Richtung Autobahn A8 trübte der Hochnebel noch die Hoffnungen auf Fernsicht und Gipfelparade, aber kaum ging es durch Aschau und an der Kampenwand vorbei, nahm uns die Sonne in Empfang. Und sie ließ uns den ganzen Tag nicht mehr los.

Unser Startpunkt war der Wanderparkplatz Ritzgraben. Von dort ging es auf der noch schattigen Südseite hinauf. Kleinere Eisfelder auf der Fahrstraße riefen zur Vorsicht auf, stellten für die Gruppe aber kein großes Risiko dar. Erstes Ziel war die Wildbichl Alm – aber nur für eine kurze Verschnaufpause – denn unser erstes Tagesziel, die Karspitz, lag schon jetzt im strahlenden Sonnenschein. „Den besten Kuchen in den Chiemgauer Alpen heben wir uns für das Ende der Tour auf!“, gab Ariane aus, die die Wildbichl Alm von vielen anderen Touren kennt. Lassen wir uns überraschen – Vorfreude war auf jeden Fall zu spüren.

An Schneeschuhe war in diesem Abschnitt noch nicht zu denken. Somit zogen wir auf den bekannten Wegen hinauf Richtung Wald, um dann die kleine, niedliche Gipfelkapelle im Westen zu entdecken. Wunderschöner Schnee, Sonne pur und ein grandioser Ausblick auf das Inntal empfingen uns auf der Karspitz – das erste Ziel wird zu einem optischen Genuss. Einzig der kalte Westwind, der uns bei der wohlverdienten Gipfelrast sprichwörtlich im Nacken hing, trieb uns zeitnah weiter in Richtung Wandberg. Mittlerweile kamen auch schon erste Ideen auf, ob und wie es mit den Schneeschuhen weitergehen könnte.

Nach 20 Minuten querten wir dann auf der Rettenbachalm in einen Westhang ein und fanden traumhafte Schneebedingungen vor – wenn nicht jetzt, wann dann! Also raus mit den Dingern und auf ging es Richtung Gipfel. Jeder fühlte sich gleich wohl mit den großen Schneeschuhen an den Füßen und wir machten reichlich Meter im Pulverschnee. Die Sonne zeigte sich auch von ihrer besten Seite und brachte uns ins Schwitzen, zauberte uns aber auch ein Dauergrinsen auf die Gesichter. Auf der Westseite ging es immer höher hinaus und am kristallblauen Himmel zeichneten sich zuerst der Zahme und dann der Wilde Kaiser ab. Man wusste bei diesen perfekten Bedingungen gar nicht, wo und wann man das nächste Foto schießen soll. Immer wieder blieben wir, oft nur nach 50 Metern, stehen und genossen diesen Ausblick und die Kulisse. Entlang des Inntals lagen ebenfalls unter Schnee bedeckt das Rofan und die Karwendelspitzen. Der Alpenhauptkamm war dick in der weißen Pracht verpackt – was will man mehr?

Den Gipfel auf dem Wandberg teilten wir uns mit anderen Wanderern und Skitourengehern. Es war ruhig und ein jeder saugte die Stimmung auf, verpflegte sich mit einer zweiten Brotzeit und schaute einfach nur in den stahlblauen Himmel und in die Weite. Ein Gruppenfoto am Gipfelkreuz musste aber noch sein, bevor wir uns entschieden, auf dem gleichen Weg wieder Richtung Tal zu gehen. Aber da war noch was! Hatte nicht Ariane den Kuchen auf der Wildbichl Alm angepriesen? Das erste Zwischenziel stand somit fest.

Nun ging es mit den Schneeschuhen also bergab, was etwas gewöhnungsbedürftig war, aber allen sehr gut gelang und viel Freude bereitete. Der Schnee war weiterhin perfekt, obwohl die Sonne uns immer weiter wärmte. Wir legten die Schneeschuhe erst ab, als wir das Ende der Rettenbachalm erreichten. Von hier ging es direkt durch den Wald auf zu Kaiserschmarrn und Kuchen.

Das schöne Wetter hatte nicht nur uns in die Berge gezogen. Vor der Wildbichl Alm standen sicherlich 50 Rodel – alle in Reih und Glied aufgestellt. Kinder nutzten die umliegenden Hänge für Fahrten und wir ergatterten einen Tisch in der Sonne. Die Schlange in der Hütte war gefühlt „unendlich lang“ – wir wollten doch auch unseren Kuchen und Kaiserschmarrn. Immer mehr süße Speisen wurden mit dem Schwamm von der Speisetafel gewischt. „Das ist für heute leider aus!“, schallte es immer wieder von der Hüttenwirtin zu uns rüber. Aber natürlich fanden auch wir etwas für unser leibliches Wohl, bevor es wieder ganz runter in den Ritzgraben zum Parkplatz ging. Auf dem Weg talwärts wurden wir immer wieder von johlenden Rodlern überholt, die mit viel Eifer und Wagemut den schnellen Weg abwärts gewählt hatten.

Am Ende waren sich alle einig. Das war mehr als nur eine Schneeschuh-Tour. Ein Wintertag von seiner besonderen Seite mit allem, was dazugehört. Sonne, Schnee, sehr nette Leute und ein geselliger Ausklang auf der Alm. Erschöpft, aber zufrieden legten die ersten Schneeschuhgeher auf der Rückfahrt ein kleines Nickerchen ein – sicherlich träumten sie von der Karspitz, dem Wandberg und am Horizont vom Wilden Kaiser.

Kai Cardinal v. Widder