Seehorn-Runde (2321 m)

am 23.07.2023

Unsere geplante Tour auf das Seehorn wurde wetterbedingt kurzfristig von Samstag auf Sonntag verschoben und zum Glück konnten alle diesen Termin einrichten. Um 5.30 Uhr starteten wir am Vereinsheim in Grafing unsere Fahrt nach Weißbach/Lofer. Bei bestem Wetter und guter Sicht marschierten wir um 7.30 Uhr vom Parkplatz Pürzelbach los. Zum Aufwärmen ging es erst einmal auf einem Forstweg zur Kallbrunnalm. Die sah so urgemütlich aus, dass wir sie uns schon mal für den Rückweg als Jausenstation vormerkten. Wir durchquerten das Almgebiet und hatten den Hochkalter und das Seehorn, unseren heutigen Gipfel, bereits im Blick. Kurz nach der Alm zweigte unser Weg von der Forststraße ab und es begann ein schmaler, sehr schöner und abwechslungsreicher Bergpfad durch Wald und Grün. Es ging stetig bergan und es wurde immer felsiger. Ab und zu waren sogar kleinere Klettereinlagen geboten. Wir passierten den Seehornsee, ein wunderschönes See-Auge, in dem sich die ihn umgebenden Felswände spiegeln und Kaulquappen und kleine Molche tummeln. Das Wasser ist sehr klar – ein richtiges Kleinod.

Bald ließen wir den Wald hinter uns und hatten den freien Gipfel im Blick. Auf den letzten Höhenmetern zum Gipfel wurde es schon recht warm und wir freuten uns schon auf eine ausgiebige Gipfelrast. Kurz vor dem Gipfel standen wir dann direkt am Grat, der einen Blick in die beeindruckende und über Hunderte Meter steil abfallende Seehorn- Südwand ermöglicht. Der Blick in die Tiefe ist atemberaubend! Am Gipfel selbst wurden wir dann mit einem grandiosen Rundblick zum Hochkalter, Untersberg, Watzmann, Großer Hundstod und ins Steinerne Meer bis hin zum Hochkönig belohnt.

Nachdem wir uns gestärkt hatten – Margot hatte sogar eine Kostprobe von ihrem selbst gebackenen Kuchen dabei –, setzten wir unsere Überschreitung nach Norden in Richtung Palfelhorn fort. An der Kematenschneid begann dann der Abstieg in Richtung Hochwies. Der Weg führte steil nach unten über blockiges, karstiges Felsgelände und folgte dem Dießbach, der teils wild, teils munter über die Felsen plätschert und manchmal sogar lautlos unter ihnen durchfließt.

Das Hochwies ist eine wunderschöne, einzigartige Landschaft, die man in einer hochalpinen Umgebung so nicht vermuten würde und die mit Worten fast nicht zu beschreiben ist. Hier treffen die Hochalpen auf Marschwiesen! Ein grünes Schwemmland-Hochplateau, durch das der Dießbach mit seinem glasklaren Wasser mäandert, umrahmt auf der einen Seite von den steilen Felsen des Seehorns und der himmelhoch aufragenden Westwand des Großen Hundstods. Die Wiesen sind voller Wildblumen und Unmengen von Schnittlauch, den wir natürlich auch probierten und der viel intensiver im Geschmack und Schärfe ist als die bekannte Garten-Variante. Nicht zu Unrecht wird die Hochwies auch Schnittlauchwies genannt. Margot und Wolfgang bereicherten unsere Wanderung immer wieder durch ihr botanisches Wissen über seltene oder essbare Pflanzen.

Am Ende der Hochwies lud der Dießbach zu einem erfrischenden Bad ein, bevor er sich in mehreren Wasserfällen durch eine Klamm ins Tal stürzt. Dies sorgte für weitere beeindruckende landschaftliche Highlights und das rauschende Getöse begleitete unseren weiteren Abstieg bis zur Mitterkaseralm. Auch hier gab es wieder seltene Pflanzen zu entdecken, wie zum Beispiel den Türkenbund, der in voller Blüte direkt an unserem Weg stand. Dann lag der Dießbachstausee mit seinem flaschengrünen Wasser vor uns. Hier gab es noch einmal einen kleinen Gegenanstieg zu meistern bis zu dem Almgelände, an dem sich unser Rundweg schloss. Jetzt freuten sich alle auf eine Stärkung in der Kallbrunnalm. Nach gut 9 Stunden Gehzeit schmeckte das Essen doppelt so gut. Auf der letzten Etappe zurück zum Auto überraschte uns noch ein kurzes Gewitter. Die Sonne schien aber gleich wieder und schenkte uns zum Abschied einen doppelten Regenbogen, der genau über dem Seehorn stand. Ein schöner und würdiger Abschluss eines wunderschönen Tages mit einer spektakulären Bergkulisse.

Silke Thon