Köglhörndl und Hundsalmjoch mit Hundalm-Eishöhle

am 21.05.2023

Köglhörndl und Hundsalmjoch sagen vielleicht nicht jedem auf Anhieb etwas, obwohl sie bestimmt schon jeder gesehen hat, der auf der Inntalautobahn an Kufstein vorbeigefahren ist. Es sind zwei Gipfel in den Brandenberger Alpen, die den Pendling-Bergzug nach Westen hin bilden. Das Köglhörndl mit 1645 Metern und das Hundsalmjoch mit 1637 Metern Höhe sind zwar um einiges höher als der Pendling (1563 m), wirken aber nicht so dominant, sind viel weniger bekannt und werden deutlich seltener begangen.

Der lange Gratweg, fast 1000 Meter über dem Inntal, verspricht jedenfalls grandiose Aussichten auf alles, was dort Rang und Namen hat. Vom Kaiser über die Kitzbüheler Berge, den Alpenhauptkamm mit seinen schneebedeckten Gipfeln, bis hin zu den Zillertalern, wenn man südlich über das Inntal schaut. Im Westen das Rofan-Gebirge und der charakteristische Guffert und im Norden die Voralpen. Und als Zuckerl gibt es noch die Hundalm-Eishöhle mit ihrer wohl sehr seltenen Eis- und Tropfsteinbildung.

Gründe genug für unseren Tourenleiter Lutz Gärtner, eine reizvolle und (eigentlich wie immer) lange Rundtour (19 km, 1100 Hm, 9-10 Stunden Gehzeit) zusammenzustellen, die von Hinterthiersee vorbei am Hotel Gasthaus Wieshof über das Höhlensteinhaus und die beiden Gipfel schließlich zur Hundalm-Eishöhle führt und uns über das Gebiet der Köglalm und den Wieshof zurück zum Startpunkt bringt.

Zu siebt geht es in der Früh vom Parkplatz neben der Kirche von Hinterthiersee bei schönstem Wetter los. Lutz muss uns gleich zu Beginn mitteilen, dass die Eishöhle leider geschlossen ist, Gründe dafür oder Aussagen, wann sie wieder geöffnet wird, sind nicht in Erfahrung zu bringen. Irgendwie schadet das der Stimmung und dem Elan der Truppe nicht, munter geht es zum ersten Etappenziel, dem netten Höhlensteinhaus auf 1230 Metern Höhe. Der Weg dorthin ist oft breit, die Steigung moderat. So bleibt den meisten genug Luft, um so ziemlich alle gesellschaftlich relevanten Themen in wechselnder Zusammensetzung anzusprechen und ausgiebig zu diskutieren. Dazu gehört natürlich auch Fußball, heute ist schließlich letzter Bundesligaspieltag und die Meisterschaft noch offen. Vom Tagespensum ist noch nicht viel geschafft, als wir das Höhlensteinhaus erreichen – eine kleine Einkehr muss aber drin sein. Es pressiert ja nichts, die Eishöhle ist eh geschlossen, die Besichtigungszeit übrig. Vom Höhlensteinhaus geht es auf dem Tiroler Adlerweg erst über liebliche Almflächen und dann über einen etwas ruppigen und steilen Waldweg auf den Grat Richtung Köglhörndl. Hier eröffnen sich nun die ersten Blicke ins Inntal und auf die beeindruckende Bergwelt dahinter. Oft bleiben wir stehen, bestaunen und bewundern, was wir sehen, und versuchen gegenseitig, uns die Gipfelwelt zu erklären und sie mit Namen zu versehen. Tief unter uns sehen wir den Inn mit seinem charakteristischen Bogen, dem Inn-Omega bei Langkampfen. Und natürlich die Autobahn, die einige Male den Inn überquert. Gemächlich fließt der Verkehr unten so dahin, zu hören ist nichts davon. Gut so. Vielleicht sind wir hier, anders als auf dem Pendling, zu weit weg von der Bahn, oder der Wind steht gerade günstig. Im stetigen Auf und Ab folgen wir dem Gratweg, meist über Stock und Stein durch niedrige Latschengassen. Immer wieder können wir durch beeindruckende felsige Rinnen hinunter ins Tal schauen. Hin und wieder verlässt der Weg kurz den Grat nach Norden und führt durch lichten Nadelbaumwuchs. Nirgendwo ist der Weg schwierig oder ausgesetzt. So erreichen wir recht kurzweilig das große Gipfelkreuz des Köglhörndls. Hier ist viel Platz mit viel Aussicht, hier lässt sich prächtig die ausgiebige Mittagsrast halten.

Zum Hundsalmjoch folgen wir weiter dem Gratweg nach Westen. Eine Dreiviertelstunde geht es gemütlich dahin. Dann aber müssen wir eine steile Rinne absteigen, die Gemütlichkeit und das Tiefenentspannsein haben kurz Pause. Dank des stabilen Drahtseils und vieler Latschenäste und Wurzeln zum Festhalten ist aber auch diese einzige schwierigere Stelle gut von allen zu meistern. Eine halbe Stunde später und nach vielen Aufs und Abs auf dem Gratweg sind wir auf dem Hundsalmjoch mit seinem schönen, aus Edelstahlrohren kunstvoll gestalteten Gipfelkreuz angekommen. Auch hier ist viel Platz und es gibt immer noch viel in allen Richtungen zu bestaunen. Die Fernsicht ist ganz brauchbar, die Stimmung in der Gruppe prächtig, das Wetter passt. Also machen wir noch eine zweite Mittagspause. Es pressiert ja nichts. Im Rückblick zum Köglhörndl erkennen wir, dass die Südwände des Gipfels, den wir so lässig erstiegen haben, beeindruckend schroff und steil ins Inntal abfallen. Gleiches haben wir schon beim Hundsalmjoch bemerkt, wenn wir vom Köglhörndl herüber geschaut haben. Die Südwände stürzen auch hier, wo wir sitzen, senkrecht tief ins Inntal ab. Wir schauen jetzt lieber nicht so genau hin.

Nun verlassen wir den Gipfel und steigen – immer noch auf dem Tiroler Adlerweg – in Richtung Buchackeralm ab, erst durch lichten Bergwald, dann über weitläufiges und hügeliges Almgebiet. Am sogenannten Adlernest, einem Aussichtsturm mit geschnitzten Adlern und Informationstafeln, verlassen wir den Adlerweg am Wegweiser Draxerkreuz nach Norden, Richtung Eishöhle. Sie ist tatsächlich geschlossen, kein Hinweis, ob und wann sie wieder öffnet! Die Eisentreppe nach unten ist nicht verschlossen, wir steigen also vorsichtig ein paar Meter nach unten bis zu einem massiven, verriegelten Eisengatter. Aus die Maus! Immerhin können wir ein bisschen Schnee und Eis erblicken. Schade, dass es aktuell keine Führungen gibt. Auf der Infotafel am Höhleneingang lesen wir, dass die Höhle nach aufwendigen Vorbereitungsarbeiten im Jahre 1967 eröffnet wurde und seitdem ehrenamtlich vom Verein für Höhlenkunde in Tirol e.V. betreut wird. Die Höhle ist 51 Meter tief und 264 Meter lang, 180 Meter davon sind für Besucher erschlossen. Aber nur, wenn sie auf hat.

Wir machen uns wieder auf den Weg. Nach einem kurzen Waldstück gelangen wir abermals auf hügeliges und sehr weitläufiges Almgebiet. An einem Wegweiser unterhalb der Köglalm biegen wir ab in einen Wald und verkürzen so den Abstieg etwas. Bald kommen wir wieder zum Gasthof Wieshof, den wir schon beim Aufstieg passiert haben. Hier kehren wir gemütlich auf ein Absackergetränk oder zwei ein und genießen bei netter Unterhaltung noch ein paar Sonnenstrahlen auf der Terrasse. Natürlich wird bei der Gelegenheit noch der Bundesliga Liveticker final gecheckt. Kaum zu glauben, Bayern München ist wieder Meister! Von der Wirtin erfahren wir noch, dass der Weg vom Wieshof runter nach Hinterthiersee im Winter eine präparierte und beliebte Schlittenabfahrt ist, sogar zum Nachtrodeln mit Beleuchtung. Und die Hänge oberhalb vom Wieshof, da wo jetzt einige Rinder weiden, werden zu Skiabfahrten in allen Schwierigkeitsstufen für Jung und Alt. Und schon wissen wir ein Familienziel für den Winter. Einkehrschwung natürlich im Wieshof.

20 Minuten später erreichen wir den Parkplatz. Es ist spät geworden, die Kirchenuhr schlägt siebene, wir machen uns auf den Heimweg. Großartig war es, schöne, abwechslungsreiche Wege, grandiose Aussichten, beeindruckende Tiefblicke, kurzweilige Unterhaltungen, eine nette und entspannte Gruppe. Lutz, vielen Dank für das Organisieren und das souveräne Führen.

Manfred Stiegler