Yoga meets Wandern

Alles kann, nichts muss!

Der Hirsch röhrt, und zwar ziemlich laut. Es ist Brunftzeit. Das ist das erst laute Geräusch, das wir hören, als wir am Freitagvormittag beim Meißner Haus ankommen. Die Sonne strahlt unterm blauen Himmel. Die Berghänge leuchten in herbstbunten Farben. Unsere Yoga-Gruppe bewundert den neu gebauten Seminar-Raum, der unter einer großen Sonnenterrasse gebaut wurde. Unser Motto lautet „Yoga meets Wandern“, wia des auf Nei-Deitsch heitzudog hoaßt.

Gleich nach dem Beziehen der Zimmer geht’s los mit der ersten Bergtour auf die Viggarspitze und danach zur Boscheben. Der Blick auf die schon verschneiten Spitzen der Tuxer Alpen ist herrlich. Abends beginnt unsere erste Yoga-Einheit mit Birgit Sebald. Wir dehnen unsere müden Muskeln und Gelenke für die üblichen eineinhalb Stunden pro Session. Ein leckeres Abendessen des Hüttenwirtes Sven belohnt uns für den ersten Tag. Die bunte Gruppe versteht sich so gut, dass wir noch lange ratschen in der gemütlichen Stube mit dem berühmten Kachelofen mit den individuell gestalteten Ofenkacheln. Tags drauf kommt sogar extra wegen dieses Kachelofens eine Innsbruckerin auf das Meißner Haus, ihr O-Ton: „Dieser Kachelofen steht auf der Liste der zehn besten ‚Must-have-seen‘ im Innsbrucker Umfeld“.

Am Samstag stehen wir schon um sechs Uhr früh auf, damit wir gleich vor dem Frühstück eine weitere Yoga-Einheit absolvieren. Wir erleben dabei einen wunderschönen Sonnenaufgang über den Bergen. Kurze Stärkung am Frühstücksbuffet und es geht weiter zur nächsten Bergwanderung. Diesmal zu einem mystischen Ort, an dem schon die Kelten einen Kultplatz hoch oben abhielten. Der „beschriebene Stein“ thront majestätisch auf einer Hochebene, die wir nach gut eineinhalb Stunden Aufstieg erreichen. Die ganze Landschaft ist in herbstliche rot-grüne Farben getaucht, teils von verfärbten Blaubeer- und Preiselbeersträuchern, teils von grün leuchtenden Zirbenbäumen ober- und unterhalb der Baumgrenze. Hier legen wir eine weitere Yoga-Session ein, die aber aufgrund des eisigen Windes eher kurz ausfällt. Spaß macht es trotzdem. Danach geht es ein weiteres Mal auf die Boscheben. Allein schon, um eine vergessene Mütze abzuholen, die wie bestellt am Außenhaken hängt. Zurück zum Meißner Haus und nach einer schnellen Dusche erfolgt schon die nächste Yoga-Einheit im Seminarraum. Diesmal machen wir ganz tolle – für uns teilweise neue – Asanas, wie z.B. Übungen gegen die Wand. Wir genießen ein Erdäpfel-Gulasch und einen süßen Pfannkuchen hinterher. Jeder ist zufrieden erfüllt vom zweiten Tag und wir fallen schon früh um zehn in die Betten. Am Samstag sind auch andere Gäste aus Grafing auf der Hütte.

Der dritte Tag startet wieder mit einer Yoga-Einheit. Schön langsam geht’s immer geschmeidiger. Eine letzte Bergtour führt über einen Steilhang hinauf zu den drei Stoamandl mit dem herrlichen Blick auf die andere Seite zum Süden hin. In der Ferne ist auch Innsbruck zu sehen. Das Wetter hat Gott sei Dank gehalten. Wir genießen noch eine letzte warme Suppe im Meißner Haus, bevor wir uns auf die Heimfahrt im DAV-Bus machen. Zum Abschluss gibt’s noch einen langgezogenen Regenbogen über Hall, der sich aus einem fast transparenten Nebelfeld über dem Tal gebildet hat. Schee war’s.

Tanja Rothammer