Auf geht es mit dem Sektionsbus in Richtung Reit im Winkl. Wir sind neun unerschrockene Bergwanderer und wollen mit Schneeschuhen im Gepäck über die Lembergschneid in Richtung Dürrnbachhorn aufsteigen. Die Bedingungen sind bedingt optimal, da es in den letzten Wochen nur wenig geschneit hat – optimistisch sind wir trotzdem.


Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Seegatterl, wo auch die Seilbahn in Richtung Steinplatte losfährt. Folglich sind wir nicht allein, sondern finden uns mitten im Morgentrubel der alpinen Skiwelt wieder. Also, schnell die Sachen packen und abseits der Seilbahn eine kurze Tourenbesprechung machen. Dann heißt es: aufsteigen durch den Wald, wo uns der Skizirkus nichts mehr anhaben kann. Wir genießen die Ruhe und den wenigen Schnee, den uns das viel zu warme Wetter übriggelassen hat.
Die bekannte Winklmoosalm lassen wir im Osten liegen und ziehen gerade hoch Richtung Dürrnbachalm. An eine gute Aussicht ist heute nicht zu denken, dafür hängen die Wolken viel zu tief. Der Wetterbericht sagt zum Nachmittag auch eine leichte Verschlechterung mit leichtem Schneefall an. Ab der Dürrnbachalm wird die Schneedecke tiefer, aber bleibt immer noch fest und harschig. Wir lassen es uns nicht nehmen und rüsten um. Jetzt heißt es: Schneeschuhe anziehen. Für einige eine ungewohnte Art des Gehens, aber wir queren sicher den Hang von der Lembergschneid in Richtung Dürrnbacheck. Hier geht es fast gerade rauf – das wenig kupierte Gelände lässt kaum Möglichkeiten für einen einfachen Aufstieg. Hier werden wir sogar von Skitourengehern überholt, die ähnlich motiviert wie wir die dünne Schneedecke für etwas Wintergaudi nutzen wollen.

Das Dürrnbachhorn liegt zum Greifen nah im Norden, aber nun macht sich der Wetterbericht bemerkbar. Der Wind frischt auf und es fällt Schnee. Ganz plötzlich fallen die Worte „heißer Kaffee“ und „Winklmoosalm“. Widerspruch gibt es nicht in der Gruppe und wir entscheiden uns für den Abstieg. Schnell noch ein Gruppenfoto am Kamm und dann geht es los. Müssen wir wirklich erneut die Lembergschneid queren oder können wir nicht direkt den Hang in Richtung Winklmoosalm runterlaufen? Der Schnee ist immer noch harschig und die Schneeschuhe greifen gut, also geht es gerade runter mit freier Spurwahl. Manche fliegen förmlich entlang des Bachlaufs hinunter, andere kämpfen ein wenig mit den „neuen Schuhen“. Spontan wird auch teilweise auf Grödel gewechselt – das fühlt sich mehr wie ein Wanderstiefel an, ist man doch das Berggehen im Sommer anders gewohnt. Runter kommen wir alle ohne große Blessuren. Eine leichte Oberschenkelzerrung lässt uns den Abstieg etwas gemütlicher angehen. Unser Ziel verlieren wir aber nicht aus dem Auge. Auf der Winklmoosalm muss es noch etwas Warmes für uns geben.


Leicht erschöpft erreichen wir das weitläufige Gelände der Alm und entscheiden uns spontan für die Traunsteiner Hütte, die für uns noch einen kleinen Tisch im Eck frei hat. Zu neunt rutschen wir zusammen, machen es uns gemütlich und genießen das leibliche Wohl. Ein Blick aus dem Fenster verrät uns, dass es den Winter noch gibt. Es schneit weiterhin leicht auf die Wiesen und im Süden fährt stetig der Lift über die Möseralm in Richtung Steinplatte. Die vielen kleinen Punkte sausen beständig den Hang hinunter und am Seegatterl sind wir alle wieder vereint – die Skifahrer und wir Schneeschuhbergsteiger.
Kai Cardinal von Widder