Tourenbericht Seealpenwoche vom 31.08.-08.09.2024

31. August 2024 – Anreisetag: Grafing – Cuneo

Am Samstag, dem 31. August 2024, starteten wir zu neunt schon sehr früh mit dem DAV-Bus, um die lange Fahrt über den Brennerpass und entlang der Alpenkette durch die Po-Ebene Richtung Cuneo zu starten. Das Wetter war noch hochsommerlich-heiß, aber die Klimaanlage im Bus hat super funktioniert, sodass wir es gut aushalten konnten. Während der Fahrt tauschten wir uns schon über bereits gemachte Touren aus und stimmten uns so schon auf die Seealpen-Woche ein. Mit uns im Bus fuhr auch eine Vespa aus den 50er-Jahren von Hans mit, die uns vor allem am letzten Tag für den Rückweg gute Dienste leisten sollte. Damit das auch klappen würde, machte sich Hans noch am Abend mit Bus und Vespa zum 85 km entfernten Endpunkt unserer Bergwoche, dem Lombardpass, auf, um die Vespa dort zu parken, während wir unsere Pension in Cuneo bezogen und uns dann zu Fuß in die Altstadt aufmachten, um noch ein bisschen was von der Stadt zu sehen und ein schönes Lokal für unser Abendessen zu finden. Cuneo ist eine sehr alte Stadt mit vielen historischen Schätzen, und es gibt viel Schönes zu sehen. Während wir in einem netten Lokal unter den Arkaden eine leckere Pizza genossen, wurden wir auch noch mit Livemusik unterhalten, die überall in der Stadt an verschiedenen Orten dargeboten wurde. Mit vielen Eindrücken und gut gesättigt machten wir uns auf den Rückweg zu unserer Pension, denn am nächsten Morgen ging es ja dann schon los auf unser einwöchiges Abenteuer in den Seealpen.

Margot Morris

1. September 2024 – 1. Tag: Passo de la Tende – Réfuge de la Valmasque

Morgens nochmal in unserer Pension in der schönen Stadt Cuneo geduscht und am Frühstücksbuffet gestärkt, fuhren wir erwartungsvoll der Sonne entgegen zum südlichsten großen Alpenpass, dem Passo de la Tende auf 1871 m. Wir ließen dort den DAV-Bus und Militärfestungen aus dem 19. Jahrhundert an der italienisch-französischen Grenze hinter uns und stiegen auf steilen Pfaden unserem ersten Nachtlager entgegen. Am Nachmittag verwandelte der einsetzende Regen so manchen Grashang in eine Rutschbahn. Die Gämsen am Wegrand störte das aber weniger als uns. Der Mulipfad als Anstieg zur Hütte ließ uns erahnen, wer uns dort als Erstes begrüßte: sechs Esel, die wohl unser Essen hinauftransportiert hatten und nun auf der blühenden Almwiese davor grasten. Im kleinen, einfachen Réfuge de la Valmasque erwartete uns ein feines französisches, viergängiges Diner inklusive ungewohnt wenig gegartem Fleisch. So manch einer verwandelte sich daraufhin in den nächsten Tagen zum Vegetarier. So gestärkt bezogen wir schon früh am Abend unser Nachtlager, denn am nächsten Morgen ging es um 6:30 Uhr los mit Frühstück und Start unserer nächsten Etappe.

Annette Galster

2. September 2024 – 2. Tag: Réfuge de la Valmasque – Réfuge de Nice – Mont Clapier

Am zweiten Tag starteten wir unsere Wanderung am Réfuge Valmasque und machten uns auf den Weg zum Réfuge de Nice. Das Wetter war trüb und regnerisch und die Strecke über steiles Blockwerk anspruchsvoll, was die Wanderung zu einer besonderen Herausforderung machte.

Vom Réfuge de Nice aus setzte eine kleinere Gruppe, bestehend aus Margot, Sarah, Hans und Thomas, den Aufstieg zum Mont Clapier (3045 m), dem südlichsten 3000er der Alpen, fort. Trotz des schlechten Wetters war die Stimmung gut und die Wanderer waren motiviert, den Gipfel zu erreichen. Wir hatten das Glück, eine Herde wunderschöner Steinböcke zu sehen. Diese majestätischen Tiere waren ein Highlight der Tour und sorgten für unvergessliche Momente.

Am Gipfel des Mont Clapier angekommen, genossen wir eine wohlverdiente und kurze Rast. Die Aussicht war wegen des trüben und regnerischen Wetters eher beschränkt (dafür sollten wir ein paar Tage später auf der Cima Argentera entschädigt werden).

Der Abstieg führte uns zurück zum Réfuge de Nice. Trotz der Anstrengungen und des schlechten Wetters waren alle Teilnehmer zufrieden und stolz auf ihre Leistung. Am Abend gab es das wohlverdiente französische 4-Gänge-Menü. Wir waren alle begeistert von der abwechslungsreichen Strecke, der beeindruckenden Landschaft und der guten Gemeinschaft. Es war ein unvergesslicher Tag in den Bergen, der sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Thomas Maier

3. September 2024 – 3. Tag: Réfuge de Nice – Cime/Balcon du Gélas – Réfuge de la Madonne de Fenèstre

Am nächsten Morgen starteten wir zu unserer 3. Etappe. Diese führte uns zunächst steil hinauf zum Lac Long und weiter zum Pas du Mont Colomb. Von da aus gingen wir alle zusammen auf den Balcon du Gélas (3085 m) und genossen die wunderbare Aussicht. Nachdem wir wieder zur Passhöhe abgestiegen waren, hat unser Bergführer Hans angeboten, wir könnten noch auf die Cime du Gélas (3143 m) gehen.

Zwei von uns folgten dieser Option (Thomas und Sarah). Der Rest der Gruppe machte sich schon an den Abstieg zur nächsten Hütte mit kleiner Badepause am Lac Mort. Auf der Cime du Gélas gab es eine schöne kleine Kletterei bis max. II. Grad, was sehr viel Spaß gemacht hat. Am Gipfel waren wir leider in Wolken, aber wir hatten ja schon eine schöne Aussicht auf dem Balcon du Gélas. Dafür war neben dem Gipfelkreuz noch eine kleine Madonnenstatue aufgestellt.

Nach kurzer Gipfelrast machten wir uns wieder an den Abstieg und konnten sogar noch über ein kleines Schneefeld abfahren. So ging es auch für uns Richtung Réfuge de la Madonne de Fenèstre. Leider hat es dann, wie die ersten Tage auch schon, doch noch angefangen zu regnen. Aber das machte uns nichts aus und so kamen wir alle, glücklich über diesen schönen Tag, am Réfuge an. Jetzt hatten wir uns das Abendessen so richtig verdient und hatten sogar noch die Möglichkeit, uns den kleinen Wallfahrtsort Madonne de Fenèstre inklusive Kirche anzuschauen.

Sarah Aschauer

4. September 2024 – 4. Tag: Réfuge de la Madonne de Fenèstre – Rifugio Genova Figari

Nach der Übernachtung im Réfuge de la Madonne de Fenèstre musste Annette die Wanderung leider abbrechen und ist abgestiegen, da sie Knieprobleme hatte. Sie hatte dann aber schöne Tage in Nizza und uns tolle Fotos davon geschickt. Wir sind losmarschiert zum nächsten Ziel und an einem wunderschönen Badesee, der aussah wie ein Postkartenmotiv, vorbeigekommen, konnten aber leider dort nicht baden, da wir noch eine lange Wanderung zur italienischen Seite, zum Rifugio Genova Figari, vor uns hatten. Auch wollten wir vor dem Regen, der wieder am frühen Nachmittag angesagt war, dort ankommen. Wir kehrten in einer schönen Hütte, Réfuge de la Cougourde, ein, wo wir auf der Terrasse bei schönem Wetter und blauem Himmel eine leckere Tarte aßen. Beim Aufstieg zur Scharte regnete es schon heftig und die Sicht wurde schlechter. Bei der Überquerung der Scharte passierten wir nicht nur die Grenze zwischen Frankreich und Italien, sondern auch eine Wetterscheide: In Frankreich war noch etwas Sicht, in Italien war es komplett wolkenverhangen und nebelig und es war nichts mehr zu sehen. Die nächste Hütte, Rifugio Genova Figari, war ein Traum. Die Stube empfing uns mit wohliger Wärme, denn die Wirtsleute hatten eingeheizt, und so konnten unsere nassen Kleider und Schuhe schnell und diesmal vollständig trocknen. Auch hier wurden wir wieder mit leckerem, mehrgängigem Abendessen verwöhnt, sodass wir die tagsüber verbrauchten Kalorien wieder gut auffüllen konnten.

Simone Suski

5. September 2024 – 5. Tag: Rifugio Genova Figari – Rifugio

Remondino

Während der Nacht zieht, wie schon erwartet, ein Genua-Tief über uns hinweg und lässt es die ganze Nacht über heftig regnen, blitzen und donnern. Eigentlich wollten wir am nächsten Tag die Cima Argentera besteigen, aber bei diesem Wetter wird das nichts werden. Am Morgen regnet es immer noch, doch der Regenradar verspricht Wetterbesserung ab 8 Uhr. Wir warten so lange in der Hütte und tatsächlich hält sich das Wetter an die Prognose. Pünktlich um 8 Uhr hellt sich der Himmel auf und der Regen hört auf. Die klare Luft gibt den Blick auf die Po-Ebene frei. Wir starten optimistisch Richtung Passo del Brocan, um von dort direkt zum Rifugio Remondino abzusteigen. Das ist der kürzeste Weg dorthin, wir sollten in 4 Stunden dort sein. Aber schon taucht ein erstes Hindernis auf. Der kleine gluckernde Bergbach, den wir queren wollen, hat sich in ein rauschendes Wildwasser verwandelt, und einfach hinüberspringen erweist sich als schwierig. Ein Teil unserer Gruppe steigt lieber 100 m ab und überquert dort den Bach. Dann geht‘s wieder entlang dem Wanderweg nach oben. Leider ist auch dieser Weg über Nacht zum Bach geworden und wir laufen deshalb eher daneben als auf dem Weg. Die anderen sind wie üblich schneller und ich schnaufe als Letzte langsam hinterher. Leider fängt es nun wieder zu regnen an. Hans wartet auf mich und nimmt mir den Rucksack ab, damit ich ein bisschen schneller vorankomme. Kurz klappt das, aber dann wird mir ohne Rucksack kalt und meine Beine scheinen einzufrieren. Ganz langsam gehts nach oben. Endlich sind wir am Pass angekommen. Hans macht ein Selfie von uns zwei am Pass, während ich nur vor Kälte bibbere. Meine Hände sind in den nassen Handschuhen gefühllos vor Kälte und mir wird auch im Abstieg nicht warm. So scheint es eine Ewigkeit zu dauern, bis wir endlich an der Hütte sind.

Der Rest der Gruppe ist längst da und wärmt sich in der Gaststube auf. Ich brauche eine gute Weile, bis ich wieder aufgetaut bin, aber nach einem heißen Tee und einer Portion Gnocchi geht‘s wieder besser. Draußen kommt die Sonne raus und sogleich wird diskutiert, ob es nicht vielleicht doch möglich wäre, jetzt noch eine Spritztour auf die Cima Argentera zu machen. Ein kurzer Regenschauer macht die Pläne zunichte, der Berg muss warten bis morgen. Wir bleiben auf der Hütte und gönnen uns einen entspannten Nachmittag. Das 4-gängige Abendessen und die gute Wettervorhersage für den nächsten Tag lassen unsere Laune wieder steigen und wir freuen uns auf die kommenden Tage mit hoffentlich sonnigem Wetter.

Barbara Stigler

6. September 2024 – 6. Tag: Rifugio Remondino – Cima Argentera – Rifugio Emilio Questa

Nachdem es gestern zu kalt und vor allem zu nass für den geplanten Aufstieg auf den Gipfel der Cima Argentera (3297 m) war, wollten wir heute die angesagten Sonnenstunden am Vormittag nutzen und den höchsten Berg der Seealpen und der gesamten südlichen Alpen besteigen. Allerdings waren nicht alle begeistert von den voraussichtlich zehn Stunden Gehzeit, so teilten wir uns auf in die „Gipfelstürmer“ und die „Wanderfreunde“.

Für die Gipfelstürmer klingelte um Viertel nach fünf der Wecker, und pünktlich um halb sechs waren wir im Gastraum des Rifugio Remondino – aber kein Frühstück weit und breit! Hatte der Hüttenwirt verschlafen? Nein, nach ein paar Minuten war seine Helferin da und bereitete uns das italienisch-karge Frühstück zu.

Egal, kurz nach sechs waren wir abmarschbereit und es ging im Schein der Stirnlampen zum großen Blockfeld gleich hinter der Hütte. Wie gut, dass wir uns den Weg gestern Abend schon angeschaut hatten. So schlängelten wir uns schnell durch das Labyrinth und erreichten die Schotterrinne zum Passo dei Detriti, durch die der Aufstieg führt. Am Abend von der Hütte aus hatte die Rinne unangenehm und steil ausgeschaut, aber der Weg erwies sich als einfach und sehr bequem zu gehen. Höchstens die letzten Meter vor dem Pass waren etwas rutschig. So standen wir schon gegen 8 Uhr am Pass, genossen die Sonne und versteckten unsere Stöcke in einer Felsspalte.

Schon hier war die Aussicht atemberaubend! Die Po-Ebene im Norden war verdeckt von einer Hochnebelschicht, und die Berge im Süden wurden von der immer höher steigenden Sonne modelliert.

Aber wir hatten nur Augen für die Ostwand des Argentera vor uns. Steil ragte sie auf aus dem glitzernden weißen Schneefeld des Argentera-Gletschers (es hatte gestern ja ein paar Zentimeter Neuschnee gegeben) und wir erkannten deutlich das schmale Band, das sich von links nach rechts durch die ganze Wand zieht. Unterhalb des Bandes bestimmt hundert Meter glatte, nahezu senkrechte Felsen.

Ein wenig mulmig war es mir schon, aber jetzt wurde es ernst! Helm auf, Klettergurt an, und los ging es. Die ersten Schritte waren noch etwas zögernd, aber schnell gewöhnten wir uns an die Ausgesetztheit und genossen den an sich leichten Weg über das bestimmt tischbreite Band. Zwei kleine Engstellen waren mit einem Fixseil gesichert und wir waren heilfroh, uns hier wie am Klettersteig einhängen zu können. Nun begann das Band steiler anzusteigen und wir kletterten über mehrere nette Felsstufen bis zur Schlüsselstelle empor: ein kleiner Kamin, bei dem man sich rechts und links einspreizen musste. Zum Glück ebenfalls mit Fixseil gesichert.

Wenige Minuten nach dem Kamin erreichten wir über leichte Felsen den Gipfel und kamen aus dem Staunen nicht heraus! Im Norden, fast sechzig Kilometer entfernt, ragte der Monviso aus dem Nebel – aber dazwischen kein höherer Berg als unserer! Links dahinter der Dauphiné und ganz in der Ferne zwischen den Wolken die Viertausender der Montblanc-Gruppe und des Wallis. Und nach Süden, kaum zu glauben, die Côte d‘Azur. Noch weiter weg, ein ferner Schatten, das musste wohl Korsika sein.

Wir konnten uns kaum sattsehen. Viel zu schnell drängte Hans wieder zum Aufbruch, denn wir hatten noch einen langen Tag vor uns. Der Abstieg durch den Kamin und über das Band ging problemlos, dann rannten wir fast durch die Rinne hinunter zum großen Blockfeld und noch vor zwölf waren wir wieder glücklich an der Hütte.

Nach einer Mittagsbrotzeit in der gleißenden Mittagssonne begannen wir den Weiterweg zur nächsten Hütte, den unsere Wanderfreunde schon heute Morgen genommen hatten. Erst viele Hundert Höhenmeter hinunter ins Tal und drüben genauso weit wieder hoch! Leider zog jetzt der Nebel langsam hoch, und als wir an der Seenplatte auf der anderen Seite des Tals angekommen waren, war keine Rede mehr von einem erfrischenden Bad. Eher war es etwas unheimlich im Nebel zwischen den Ruinen der Unterkünfte aus dem Ersten Weltkrieg neben den Seen. Aber dafür erlaubte uns das Kriegssträßchen ein zügiges Fortkommen. Sonst hätten wir in den großen Blockfeldern viel länger gebraucht.

Es folgte in immer dichterem Nebel noch eine längere Querung auf dem Kriegssträßchen und gegen 6 Uhr abends tauchte erst schemenhaft und dann immer deutlicher das Rifugio Emilio Questa vor uns auf. Eine sehr ursprüngliche Hütte! Die Haustür führt direkt in den Gastraum, links geht es in die Küche, und neben der Küchentür eine Leiter: dort steigen der Hüttenwirt und seine Familie in ihr kleines Schlafkammerl. An der hinteren Wand der Gaststube eine Tür: Dort geht es zum Waschraum, ein Waschbecken, daneben eine Toilette. Und sogar eine Dusche gibt es, dazu muss man aber über die Toilette steigen. Wie sollen sich da 40 Gäste duschen, waschen, auf die Toilette gehen? Ganz einfach: Draußen, ein paar Meter unterhalb der Hütte gibt es noch ein weiteres Waschhäuschen: Toilette, Dusche (bei Sonnenschein mit warmem Wasser, für uns im Nebel leider nur kalt) und drei Wasserhähne über einem hölzernen Trog. Alles unter freiem Himmel!

Nach einem reichhaltigen Abendessen und einem kurzen feuchtfröhlichen Abend zogen wir uns dann ins Lager zurück: Zur Haustür hinaus, ums Haus herum, die stählerne Außentreppe hinauf und durch eine höchstens 1,5 m hohe Tür unter dem Dach. Da tat ich mich schon etwas schwer mit meiner 2,02 m Körperlänge. Und der Raum dahinter war ebenfalls kaum höher als 1,50 m! Aber nach dem langen Tag war mir das alles egal, das Lager war wenigstens lang genug. Hinlegen und einschlafen, mehr brauchte ich nicht mehr.

Rainer Kropf

7. September 2024 – 7. Tag: Rifugio Emilio Questa – Santuario Sant‘Anna di Vinadio

Die letzte Etappe ist recht lang und sie wird uns über vier Joche zum Wallfahrtsort Sant‘Anna di Vinadio in die dortige Pilgerunterkunft Rifugio San Gioachino führen. Bei Sonnenschein und blauem Himmel verlassen wir unsere Unterkunft Rifugio Emilio Questa (2300 m) und wandern recht gemütlich auf steinigen und noch gut erhaltenen Militärstraßen an vielen kleinen Bergseen vorbei. Gebremst werden wir durch die wunderschönen Fotomotive, die sich durch das spiegelnde Wasser mit den teils grünen Hängen und den felsigen, imposanten Bergen ergeben. Wir steigen ab zu einer verfallenen Siedlung aus steinernen militärischen Gebäuden, umrunden noch den dortigen See und steigen auf zum Pass (2600 m). Ein Teil unserer Gruppe wird nun mit Hans vorausgehen, um noch rechtzeitig seinen im Skigebiet Isola 2000 abgestellten Motorroller zu erreichen. Hierbei handelt es sich um eine 50 Jahre alte orangefarbene Vespa, mit der er zu unserem am Startpunkt unserer Wanderung abgestellten Vereinsbus am Tendepass fahren möchte, um dann zusammen zum Endpunkt unserer Wanderung zu fahren. Geschätzte Zeitdauer für diese Aktion: fünf Stunden. Der andere Teil unserer Gruppe geht vom Pass auf den Gipfel Testa di Malinvern (2938 m). Von der Ferne sah dieser Berg als sehr einfach zu ersteigen aus, jedoch ist der Zustieg gar nicht so leicht zu erkennen und es sind auch einige leichte Kletterpassagen vorhanden. Am Gipfel erwarten uns ein kunstvolles eisernes Bergkreuz und eine noch gute Aussicht. Das Wetter trübt langsam ein und es kommt ein stärkerer Wind auf. Zurück am Pass stärken wir uns kurz, schauen einer Steinbockfamilie aus nächster Nähe zu und steigen erst noch auf dem komfortablen Militärweg ab, um dann auf einen steinigen Pfad abzuzweigen und über ein Joch zum Lombardpass zu gelangen. Die Landschaft ist jetzt wesentlich rauer und wir wandern teils in Wolken auf Geröll und über verblockte Abschnitte zum Lombardpass. Der Pass geht direkt über den Gipfel Cima della Lombarda (2800 m). Inzwischen windet es stark, die Sicht ist nicht mehr gut – kurz: es wird ungemütlich. So steigen wir ohne Pause sofort vom Gipfel ab. Der Abstieg hat es in sich und geht auf direktem Weg durch steiles, aus Felsblöcken bestehendes Gelände zum Tal. Erschwerend kommt der starke, seitlich wehende Wind hinzu, der ein kontrolliertes Setzen der Füße und der Stöcke behindert. Kaum ist der Blick ins Tal auf die Passstraße möglich, sehen wir ein orangenes Motorrad davonfahren. Klasse, das muss Hans sein; Keiner hat sein wertvolles Gefährt in den letzten sieben Tagen entwendet. Die letzten zwei Stunden gehen wir wieder gemeinsam, zuerst auf einem breiten Höhenweg, der zum Ende hin beim Abstieg zu einem Pfad wird. Rechts und links des Weges sind kleine Grotten mit Engeln errichtet worden und kündigen die nahe Ankunft unseres Ziels an. Die Zimmer unserer Unterkunft sind recht komfortabel und unser Drei-Gänge-Menü, welches wir zusammen mit vielen Pilgern im großen Speisesaal einnehmen, ist sehr lecker. Perfekt geht der Tag zu Ende, nachdem wir Hans um 22 Uhr wohlbehalten und freudig wieder begrüßen können. Hat alles super geklappt!

Wolfgang Dänekamp

8. September 2024 – 8. Tag: Santuario Sant‘Anna di Vinadio – Grafing

Der letzte Tag unserer Seealpenwoche ist angebrochen und wir starten mit einem für uns späten Frühstück – 8 Uhr. Dann dreht jeder noch eine kleine Runde durch den Ort und besorgt noch ein paar Geschenke/Andenken, und dann machen wir uns auf zur langen Fahrt nach Hause. In Cuneo halten wir noch mal an einem großen Einkaufszentrum an, sodass sich jeder noch etwas Verpflegung für unterwegs mitnehmen kann, und dann sind wir wieder unterwegs durch die sehr eintönige Po-Ebene, bevor es wieder in Richtung Brenner und somit abwechslungsreichere Landschaften geht. In Klausen halten wir an und gönnen uns noch mal ein leckeres Abendessen in einem sehr schönen Lokal in der Altstadt. So gestärkt vergehen die letzten Stunden bis zur Ankunft in Grafing wie im Fluge.

Es war eine wunderbare Tour, perfekt organisiert von Hans (man denke nur an die Vespa-Aktion), voller wunderschöner Eindrücke, abenteuerlicher, einsamer Wege, eine Tier- und Pflanzenwelt, die man selten so nah und vielfältig erleben kann, gute Bergkameradschaft und ja, es war auch anstrengend – aber jeden Schritt und jede Mühe wert. Danke dir noch mal ganz besonders, Hans, dass du diese wunderbare Woche geplant und angeboten hast. Es war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis!

Margot Morris