Gewaltig, wild, großartig, sensationell – die Höllentalklamm nach einem heftigen Regenschauer. Überall Wasser, viel Wasser, von überall! Die Wasserschlacht erahnen wir noch nicht, es ist trocken, als wir uns zu zehnt auf den Weg machen, geführt von Anni Weilhammer. Vom Ort Hammersbach geht es erst gemächlich, dann steiler werdend am Hammersbach entlang in einer Stunde hinauf zur Höllentaleingangshütte auf 1045 m. Kurz vor der Hütte führt der Stangensteig herab, der eigentlich für den Rückweg vorgesehen ist. Wir lesen aber am Wegweiser, dass der Steig aktuell wegen Unwetterschäden gesperrt ist. Schade, also Abstieg gleich Aufstieg. Beim Bezahlen der Eintrittsgebühr fängt der Regen an, der sich rasch zu einem ordentlichen Schauer entwickelt. Wir suchen Schutz im nahe gelegenen Höllentalklamm-Museum und informieren uns bei der Gelegenheit ausführlich über die Geschichte der touristischen Erschließung der Klamm. Nach einer halben Stunde lässt die Schauer nach, wir legen unsere Regenschutzkleidung an und marschieren in die Klamm hinein.
Der Weg durch die Klamm überwindet auf gut 700 m Länge etwa 120 Hm, teilweise durch in den Fels geschlagene und beleuchtete Tunnel, anfangs auch über metallene Stege und eine Brücke, manchmal auch über Stufen, und ist immer gut gesichert. Die Klamm ist meist zwei bis etwa fünf Meter breit, bis zu 150 m hohe Felswände zwängen sie ein. Der Hammersbach ist oberhalb und unterhalb der Klamm ein eher harmloses Gewässer. Hier in der Klamm zeigt er sich als reißender und tosender Wildbach, der sich schäumend und stäubend durch den Fels stürzt. Durch die frischen Regenfälle kommt nun noch Wasser von allen Seiten hinzu. Von oben, hinter und vor uns fließen und spritzen kleine und große Wasserfälle und -schleier in die Klamm. An vielen Stellen läuft und spritzt Wasser direkt aus Ritzen im Fels heraus. In kürzester Zeit sind wir nass, nasser am nassesten! Quem juctus, wie wir Lateiner sagen. Fasziniert schauen wir uns das gewaltige Naturspektakel an und staunen über diese überbordende Wildheit.
Nach einer halben Stunde erreichen wir das Klammende, das Tal weitet sich. Pudelnass marschieren wir weiter zur Höllentalangerhütte. Es regnet nicht mehr, gut 200 Höhenmeter sind noch zu überwinden, der Hammersbach fließt friedlich neben uns her. Die Hütte liegt auf 1387 m, die erste Hütte wurde 1894 gebaut, der jetzige, moderne Ersatzbau ist von 2015, wie wir auf dem Schild über dem Eingang lesen. Die Trockenräume sind großzügig bemessen, wir hängen unsere Sachen auf und machen es uns in der Gaststube bequem. Nach einer Stunde sind wir und alles andere trocken, wir machen uns auf den Rückweg. Vorher stellen wir uns noch zum Gipfelfoto auf, wir sind schließlich am höchsten Punkt unserer Wanderung.
Wir gehen denselben Weg zurück, der Stangensteig ist ja leider gesperrt. Die Wolken hängen noch tief, wir können die sicher grandiose Gebirgswelt um uns herum bedauerlicherweise nicht sehen. Und es regnet nicht, wir sind aufgewärmt und trocken. Bis zum Klamm-
eingang. Dann fangen die Wasserspiele wieder an! Nicht ganz so heftig wie beim Hinweg, aber immer noch gewaltig und beeindruckend, und es reicht locker, um wieder durchnässt aus der Klamm herauszukommen. Am Auto angekommen, sind wir schon wieder halbwegs trocken.
Eine grandiose Klammwanderung ist zu Ende, die Höllentalklamm nach einem Regenschauer ist ein sensationelles Erlebnis. Danke, Anni, für die Organisation und Führung. Den Stangensteig holen wir dann mal nach, wenn er wieder hergerichtet ist.
Manfred Stiegler