Nachdem sich alle Teilnehmer beim Parkplatz „Säge Bruck“ im Ostrachtal eingefunden hatten, begann diese zweitätige Tour in die Allgäuer Alpen bei bestem Sommerwetter zunächst sehr gemütlich mit dem öffentlichen Bus bis zum Giebelhaus. Auch der dann folgende, landschaftlich sehr schöne Aufstieg auf das Prinz-Luitpold-Haus hielt sich hinsichtlich bergsteigerischer Anforderungen noch ziemlich zurück. Immerhin kamen wir dabei schon einigermaßen ins Schwitzen, mit den für eine Zwei-Tage-Tour gepackten Rucksäcken. So waren alle froh, im Prinz-Luitpold-Haus etwas Ballast ablegen zu können, um nach einer wohlverdienten und nötigen Stärkung den Aufstieg auf den Hausgipfel „Wiedemer Kopf“ in Angriff zu nehmen. Dieser bot etwas anspruchsvolleres Terrain und teilweise kamen sogar die Hände zum Einsatz. Vor allem war aufgrund des losen Gesteins volle Konzentration auf den Steig und die anderen Teilnehmer erforderlich. Die Route auf den Wiedemer Kopf ist kein durchgängiger Klettersteig. An den exponierteren Stellen ist er mit einem Drahtseil versehen, sodass die Tour für einigermaßen geübte Bergsteiger ohne Probleme machbar ist. Die Aus- und Tiefblicke vom Wiedemer Kopf waren grandios, und vor allem bekamen wir von dort oben bereits einen ersten Eindruck auf das, was für den nächsten Tag bevorstand: die durchaus etwas Respekt einflößende Route auf den wesentlich mächtigeren Hochvogel. Da für den späteren Nachmittag mögliche Gewitter in der Region vorhergesagt waren, machten wir uns nach dem obligatorischen Gipfelfoto und einer nicht allzu langen Rast wieder auf den Rückweg zum Prinz-Luitpold-Haus.
Den restlichen Nachmittag ließen wir auf der Sonnenterrasse des ziemlich vollen Prinz-Luitpold-Hauses gemütlich ausklingen. Die hohe Belegung war vermutlich nicht nur auf das gute Bergwetter und das Feiertags-Wochenende zurückzuführen, sondern wahrscheinlich auch auf die große Anziehungskraft, welche der Hochvogel offensichtlich auf viele Bergsteiger*innen ausübt. Das freundliche Personal, die gute Organisation und vor allem das feine Abendessen (mit ausschließlich lokalen Bio-Produkten) machten die Übernachtung trotzdem erträglich.
Die Tour-Daten des ersten Tages: Knapp 800 Hm und 2 1/2 Stunden vom Giebelhaus auf das Prinz-Luitpold-Haus sowie weitere etwa 330 Hm und 1 1/2 Stunden Aufstieg von dort auf den Wiedemer Kopf.
Am nächsten Morgen galt es dann, (mehr oder weniger) gut ausgeschlafen, den Hochvogel in Angriff zu nehmen. Zwei mögliche Routen standen hierfür zur Auswahl: entweder Auf- und Abstieg über die Kreuzspitze und den Klettersteig, der über diese führt, oder einen Rundweg mit Aufstieg über das Schneefeld des „Kalten Winkel“ und dann Abstieg über die Kreuzspitze. Nach Abwägung der Umstände fiel die (demokratische!) Wahl schließlich auf die zeitlich etwas besser planbare Variante mit Auf- und Abstieg über die Kreuzspitze. Dies vor allem aufgrund der Wettervorhersage erneut mit möglichen bereits früheren, nachmittäglichen Gewittern.
Auf der gewählten Variante verläuft der Aufstieg zunächst unschwer und gut markiert auf Gehgelände bis zum Einstieg in den Klettersteig. Dieser ist zwar fast durchgehend mit einem Drahtseil gesichert, beinhaltet klettertechnisch jedoch keine allzu hohen Anforderungen, zumindest nicht für die Teilnehmer unserer gut eingespielten Gruppe. Einige Teilnehmer*innen waren klettertechnisch wahrscheinlich sogar etwas unterfordert, aber alle hatten sichtlich Freude an der leichten Kraxlerei, was man den zufriedenen Gesichtern auf dem Gipfel entnehmen konnte. Ein Highlight des Hochvogels ist sicherlich der große Spalt, der den Gipfel der Länge nach durchzieht und mit allerlei Sensoren versehen ist. Beim Abstieg gingen wir dann noch vollständig, d. h. auch die letzten Meter, auf den Gipfel der Kreuzspitze, welche wir im Aufstieg gar nicht bewusst wahrgenommen hatten, da die Route etwas unterhalb des Gipfels um die Kreuzspitze herumführt. Imposant war auch der Blick zurück auf das Massiv des Hochvogels. Wie häufiger bei solch mächtigen, scheinbar nur von Bändern durchzogenen Felswänden ist auch beim Hochvogel erstaunlich, wie relativ unschwer dieser Berg aufgrund der geschickt angelegten Route bestiegen werden kann.
Der weitere Abstieg zum Prinz-Luitpold-Haus und schließlich zum Giebelhaus verlief über die bereits bekannte Route, die aufgrund der anderen Perspektive nochmals schöne Ausblicke bot. Die dunklen, mittlerweile aufgezogenen Regenwolken hielten ihre Feuchtigkeit bei sich, bis wir wieder im Bus zum Parkplatz saßen, und auch von Gewittern blieben wir glücklicherweise verschont.
Die Tourdaten des zweiten Tages: etwa 3 Stunden und 750 Hm Aufstieg vom Prinz-Luitpold-Haus auf den Hochvogel; Ebenfalls ca. 3 Stunden Abstieg über die Kreuzspitze zurück zum Prinz-Luitpold-Haus und von dort in etwa 2 Stunden zum Giebelhaus.
Das Fazit: eine genussvolle Tour in abwechslungsreichem, alpinem Gelände mit hohem Kraxelanteil, ein imposanter Hochvogelgipfel mit beeindruckendem Spalt und vor allem: eine tolle, kameradschaftliche Gruppe.
Rainer Sachseder