Von einem kleinen Parkplatz kurz nach Fall am Sylvenstein-Stausee starten wir zu sechst unsere Vorkarwendel-Rundtour, geführt von Marcel Platz. Gleich hinter der Schranke führt uns ein Waldpfad zur Forststraße, die sich mal gemächlich, mal steil fast 6 km zur Grammersberg Alm hinaufschlängelt. Hier rasten wir auf der Almwiese und genießen das schöne Frühlingswetter und die Aussichten ins Isartal und rüber zum Schafreuter. Die Alm ist noch verwaist, der Grammersberg selbst ist eher ein langgezogener Grasbuckel als ein ausgeprägter Gipfel.
Weiter geht es nun auf schmalen Pfaden, teilweise etwas ausgesetzt und mit Drahtseilen gesichert, unterhalb der Pirschschneid Richtung Grasköpfl, ehrfürchtige Tiefblicke inklusive. Bald erreichen wir den Abzweig zum Grasköpfl, den wir von hier in knapp 20 Minuten erklimmen. Der Name Grasköpfl verniedlicht den Aufstieg gehörig. Der Weg ist vielmehr ruppig und felsig und erfordert unsere volle Konzentration. Der Gipfel ist tatsächlich ein netter Grasgupf hoch über dem Zusammenschluss von Riss- und Isartal. Entsprechend grandios und umfassend ist die Rundumsicht, einfach faszinierend. Nach vielen Fotos und kurzer Gipfelrast steigen wir wieder zum Abzweig hinunter.
Der Weiterweg hinab zum Wiesbauern Hochleger ist auch nicht so ganz ohne! Schmal, felsig, teilweise etwas ausgesetzt und manchmal rutschig, weil sich kleine Rinnsale ihre Wege über den Pfad suchen. In der Senke unten beim Hochleger wird es dann recht batzig. Der Batz bleibt uns beim Aufstieg in Richtung Schafreuter noch eine Weile erhalten, bis wir das Plateau der nahe gelegenen Moosenalm erreichen. Vor uns baut sich „bredlbroat“ der Schafreuter auf, wir müssen irgendwo links runter, finden aber keinen Weg, keine Markierungen, keine Trittspuren, nichts! Glücklicherweise richten weiter unten zwei junge Burschen eine Viehtränke her, die können wir fragen. Die sagen uns, wir sollen nur einfach weiter runter marschieren, da gibt‘s dann bald wieder Markierungen, die wir gar nicht verfehlen können. Dezent zweifelnd, aber beruhigt folgen wir dem Rat. Tatsächlich, da weiter vorne strahlen uns dicke, fette Markierungen an, frisch aufgemalt und nigelnagelneu. Puh, Erleichterung, wir sind auf dem richtigen Weg. Jetzt melden sich auch vehement die hungrigen Mägen, es ist schon zwei durch und wir sind noch nicht zum Essen gekommen. Ohne Mampf kein Kampf! Also suchen wir uns einen gemütlichen Baumstamm, es liegen ja genug rum, und fallen über unsere Jausen her.
Der Weiterweg führt uns recht flach weiter ins Klausenloch, eine Feuchtwiese, durch die sich der Moosbach schlängelt. Die Markierungen verlieren sich wieder, aber der Pfad ist gut erkennbar. Wir erreichen die Überreste einer ehemaligen Klause. Der Weg führt nun durch steil abfallende Waldhänge. Ab und zu versperren umgestürzte Bäume den vorgegebenen Steig und müssen mühsam umgangen oder überklettert werden. Der vormals gemächliche Moosbach hat sich mittlerweile zu einem Gewässer gemausert, das sich über felsige Stufen mit kleinen Wasserfällen den Weg nach unten bahnt. Zweimal müssen wir den Bachlauf mehr oder weniger spektakulär queren. Weiter unten vereinigt sich der Moosbach mit dem Krottenbach und bildet umso eindrucksvollere Wasserstufen, die uns auf unserem Abstieg wie durch eine Klamm begleiten. Ein wunderschöner, abwechslungsreicher Weg!
Schließlich treffen wir unten auf den Fahrweg, der uns nach einem lang gezogenen Gegenanstieg über die Wiesalm die letzten 4 km zurück zum Parkplatz bringt. Insgesamt haben wir etwa 19 km Weg und 1200 Höhenmeter hinter uns. Ein durchaus lohnender, abwechslungs- und aussichtsreicher Rundweg, der etwas länger und wohl auch etwas anstrengender und fordernder ist, als von manchen Teilnehmern erwartet. Erschöpft, glücklich, zufrieden und voller schöner Eindrücke machen wir uns auf den Heimweg. Vielen Dank, Marcel, fürs Organisieren, Führen und Fahren.
Manfred Stiegler